Karl BÖTTINGER, Matthias HOLZER und Andreas REHRL, drei Eisenbahner, die unter dem NS-Regime im Gefangenenhaus des Landesgerichts Salzburg inhaftiert waren und bei Bombenangriffen auf Salzburg zur Zwangsarbeit, Schutt aufräumen, Bomben bergen und entschärfen, abkommandiert wurden, kamen am 17. November 1944 beim Entschärfen von Zeitzündern auf dem Max-Ott-Platz zu Tode.

Die beiden Eisenbahner Matthias HOLZER, geboren am 7. März 1887 in Göriach, und Andreas REHRL, geboren am 1. Dezember 1899 in Bischofshofen, lebten vor ihrer Haft nicht in Salzburg, weshalb nur wenig Biografisches in Erfahrung zu bringen ist. Beide waren verheiratet. Andreas REHRL hatte drei minderjährige Kinder. Bekannt ist außerdem, dass die zur Zwangsarbeit verpflichteten Häftlinge nicht versichert waren und Hinterbliebene folglich keine Rente erhielten.

Karl BÖTTINGER, geboren am 27. Oktober 1891 in Andorf, Bezirk Schärding, war gelernter Tischler und seit 1918 Eisenbahner, Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und der Freien Gewerkschaft bis zu ihrem Verbot im Februar 1934. Seit 1935 wohnte er mit seiner Ehefrau Rosa im Haus Mönchsberg 3. Unter dem NS-Regime zählte Karl BÖTTINGER zur Widerstandsgruppe der von Engelbert WEISS geleiteten Revolutionären Sozialisten (RSÖ) in der Reichsbahnwerkstätte. Alle Gruppen des organisierten Widerstandes wurden im Kriegsjahr 1942 zerschlagen.

Die vom »Volksgerichtshof« zum Tode verurteilten RSÖ-Funktionäre Anton GRAF, August GRUBER und Engelbert WEISS wurden hingerichtet. Am 19. Jänner 1944 wurde das letzte Verfahren des in Salzburg tagenden Oberlandesgerichtes Wien gegen ein RSÖ-Mitglied wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« geführt: Karl BÖTTINGER, der im Lauf von zwei Jahren fünf bis sechs Reichsmark an RSÖ-Beiträgen bezahlt hatte, erhielt drei Jahre Zuchthaus. Nach dem unter dem NS-Regime zu Tode gekommenen Eisenbahner und Sozialisten wurde 1954 ein Weg im Salzburger Stadtteil Liefering benannt.

Zu ergänzen ist, dass auch Dachauer KZ-Häftlinge, Josef BIERONSKI, Martin GAY und Lech MANCZAK, am 17. November 1944 beim Entschärfen von Bomben nahe dem Hotel Münchnerhof in der Dreifaltigkeitsgasse tödlich verunglückten. Der KZ-Häftling Michael CHARTSCHENKO, der das »Himmelfahrtskommando« in Salzburg überstanden hatte, wurde am Tag der Befreiung Salzburgs von SS-Leuten ermordet.

Quellen

  • Stadtarchiv Salzburg
  • Erich Marx (Hg.): Bomben auf Salzburg, Nr. 6 der Schriftenreihe des Stadtarchivs Salzburg, Salzburg 1995
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 13.05.2013 in Salzburg, Max-Ott-Platz

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