Karl KOFLER, geboren am 2. Juni 1912 in Marosvécs (Wetsch oder Brancovenesti), damals Siebenbürgen oder Transsilvanien in Ungarn (seit 1920 Rumänien), war ein Kind des jüdischen Paares Josefa Perl Eltis (oder Josefa Kofler) und Adolf Abraham Pistiner.

Ihr Sohn Karl blieb ledig und konvertierte im Dezember 1937 in der Pfarre Bischofshofen, Land Salzburg, zum katholischen Glauben.

Bekannt ist außerdem, dass Karl KOFLER seit den 1930er Jahren als Bauarbeiter im Bundesland Salzburg beschäftigt war und im Mai 1938, schon unter dem NS-Regime, vom Arbeitsamt an eine Baufirma mit etlichen Baustellen im Raum Salzburg vermittelt wurde, daher auch keinen fixen Wohnsitz hatte.

Anzunehmen ist, dass KOFLER mit dem politischen Widerstand sympathisierte, da er in einem Gasthaus verkehrte, das Regime-Gegnern als konspirativer Treffpunkt diente, und dort nach Ausbruch des Weltkrieges im September 1939 wegen Vergehens nach der Ausländerverordnung verhaftet wurde.

Somit konnte Karl KOFLER von der Gestapo »erkennungsdienstlich« erfasst werden: Er galt als staatenlos und als »Volljude«, der – mangels eines festen Wohnsitzes – seine »Abstammung« anlässlich der »Sonderzählung« der Juden im Mai 1939 nicht deklariert hatte.

Die Nürnberger Rassengesetze boten der Polizei aber noch einen speziellen und schwerwiegenden Verfolgungsgrund: »Rassenschande«, was als Verbrechen galt. Karl KOFLER gestand vermutlich unter Druck, mit »arischen« Frauen Geschlechtsverkehr gehabt zu haben.

Er wurde deswegen angezeigt und am 12. März 1940 vom Sondergericht des Landesgerichtes Salzburg »wegen Verbrechen nach § 2 des Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre« zu 18 Monaten Zuchthaus verurteilt.1

Karl KOFLER wurde nach Verbüßung seiner Strafe im Zuchthaus München-Stadelheim am 11. März 1941 nach Wien abgeschoben und von dort am 29. September 1941 in das KZ Flossenbürg in Bayern deportiert, registriert mit der Haftnummer 2834 und der Kategorie »jüdisch, politische Schutzhaft«.

Kaum 30-jährig starb er am 7. Mai 1942 im Häftlingskrankenbau an »Herzschwäche« (laut Bescheinigung des Lagerarztes).

Karl KOFLERs kranke Mutter Josefa kam vermutlich in einer »Heilanstalt« ums Leben (Nachforschungen blieben bislang ergebnislos).

Gewiss ist allerdings, dass sein Vater Adolf Pistiner, Hilfsarbeiter in Leoben, Land Steiermark, in der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 verhaftet und in das KZ Dachau deportiert wurde. Der dort als »staatenloser Jude« und »Schutzhäftling Nr. 22713« registrierte Adolf Pistiner wurde am 25. November 1938 ermordet.

1 Der als Beisitzer fungierende Richter Dr. Hans Meyer hatte drei Jahre Zuchthaus gefordert, der als zweiter Beisitzer fungierende Richter Dr. Alfred Reitmayr hingegen hatte für Freispruch gestimmt, weil die »Abstammung« der Frauen, mit denen Karl Kofler verkehrt habe, nicht festgestellt werden konnte.
Der vorsitzende Richter Oskar Sacher verurteilte Karl Kofler schließlich am 12. März 1940 zu 18 Monaten Zuchthaus wegen »Rassenschande«. Am 29. Jänner 1942 verurteilte das Sondergericht Salzburg einen weiteren katholisch konvertierten Juden aus Salzburg wegen desselben Deliktes zu 18 Monaten Zuchthaus: Viktor POLLAK, der vom Zuchthaus Amberg in das Strafgefangenen- und Zwangsarbeitslager Maltheuern transferiert wurde und dort am 14. November 1942 zu Tode kam.

Quellen

  • Israelitische Kultusgemeinde Wien
  • Archiv der Erzdiözese Salzburg
  • Landesarchiv Salzburg
  • Stadt- und Landesarchiv Wien
  • Gedenkstätten Flossenbürg und Dachau
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Foto)
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 13.07.2015 in Salzburg, Vogelweiderstraße 96

<p>HIER WOHNTE<br />
KARL KOFLER<br />
JG. 1912<br />
VERHAFTET SEPT. 1939<br />
DEPORTIERT 29.9.1941<br />
FLOSSENBÜRG<br />
ERMORDET 7.5.1942</p>
Karl Kofler
Foto: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes

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