Johann PÖTTLER, geboren am 30. Jänner 1910 in Radstadt, Land Salzburg, war katholisch und Arbeiter, Bediensteter der Österreichischen Bundesbahn.
Er wohnte seit 1929 mit Unterbrechungen in Salzburg und seit 1938 im Stadtteil Schallmoos, Poschingerstraße 7. Er heiratete im September 1939 eine Frau aus Michaelbeuern, die am 23. Jänner 1942 ein Kind bekam.

Bekannt ist außerdem, dass Johann PÖTTLER unter der österreichischen Diktatur Angehöriger eines antidemokratischen Wehrverbandes und der »Vaterländischen Front« war und unter dem NS-Regime Mitglied der NSDAP wurde.

Im Frühjahr 1941 kam er allerdings in Kontakt mit Aktivisten des kommunistischen Widerstandsnetzes in der Reichsbahn, insbesondere mit dem Zugschaffner Franz ASCHENBERGER, dem Leiter der »Gruppe Fahrdienst« in der illegalen Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ). Johann PÖTTLER, der nach einigem Zögern und aus Verärgerung – vermutlich über die Politik des NS-Regimes – der illegalen KPÖ beitrat, fungierte als Zellenkassier und Mitgliederwerber.

Seine illegale Aktivität war jedoch von kurzer Dauer, da er im Oktober 1941 zu einem Einsatz des Reichsarbeitsdienstes oder der Deutschen Wehrmacht abkommandiert und im Frühjahr 1942, nach der Geburt seiner Tochter, verhaftet wurde.

Zu Beginn des Kriegsjahres 1942 war es der Gestapo mit Hilfe eines »Spitzels« (verdeckten Ermittlers) gelungen, die Widerstandsnetze der KPÖ und Revolutionären Sozialisten (RSÖ) zu zerschlagen.

Mindestens 79 Aktivistinnen und Aktivisten, darunter 29 Eisenbahner aus beiden Widerstandsorganisationen in Stadt und Land kamen in Konzentrationslagern oder Zuchthäusern zu Tode.

PÖTTLER war einer von acht im Polizeigefängnis Salzburg inhaftierten Mitgliedern der KPÖ und RSÖ, die am 31. Mai 1942 von der Gestapo im Sammeltransport nach Dachau deportiert und dort als »Schutzhäftlinge« registriert wurden.
PÖTTLER, der die Häftlingsnummer 30254 hatte, wurde am 1. Oktober 1942 in das Strafgefängnis des »Volksgerichtshofes« in Berlin-Plötzensee überstellt und am 15. Dezember 1942, am selben Tag wie Rosa HOFMANN, die widerständige Frau aus Salzburg-Maxglan, vom Volksgerichtshof (6. Senat unter dem Vorsitz Walter Hartmanns) wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zum Tode verurteilt.

Der 33-jährige Johann PÖTTLER wurde am 1. Juni 1943 – nach Erhalt der Sterbesakramente durch einen katholischen Geistlichen – in Berlin-Plötzensee enthauptet.
In der »Verkündung« der Vollstreckung heißt es lapidar, dass vom Gnadenrecht kein Gebrauch gemacht worden sei.

Johann PÖTTLERS Witwe, die als Hinterbliebene im befreiten Österreich Anspruch auf Opferfürsorge hatte, starb 94-jährig. Ihre verheiratete Tochter lebt (2014) in Salzburg.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW)
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 13.07.2015 in Salzburg, Poschingerstraße 7

<p>HIER WOHNTE<br />
JOHANN PÖTTLER<br />
JG. 1910<br />
IM WIDERSTAND<br />
VERHAFTET MAI 1942<br />
BERLIN-PLÖTZENSEE<br />
HINGERICHTET 1.6.1943</p>
Gedenktafel für widerständige Eisenbahner in Gnigl Remise II (23. Jänner 1952), jetzt Salzburger Hauptbahnhof
Foto: Gert Kerschbaumer

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