Alois HATTINGER, am 27. Juni 1890 in Straßwalchen geboren und katholisch getauft, war Eisenbahner, zunächst Schaffner, dann Triebwagenführer der Salzburger Eisenbahn- und Tramway-Gesellschaft (Lokalbahn) und mit Karolina Pohn verheiratet.
Das Ehepaar hatte eine Tochter, die 1924 in Salzburg geborene Gertraud. Die nach österreichischem Recht in der Stadt Salzburg heimatberechtigte Familie wohnte im Andrä-Viertel, im »Faberhaus« Franz-Josef-Straße 4, Parterre.1

Mangels Dokumenten sind keine Parteimitgliedschaften und politischen Aktivitäten unter dem Austrofaschismus bekannt. Anzunehmen ist aber, dass Alois HATTINGER wie die meisten Eisenbahner der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bis zu ihrem Verbot im Februar 1934 angehörte.

Gewiss ist jedenfalls, dass er unter dem NS-Regime zu der von Franz OFNER reaktivierten Widerstandsbewegung der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) zählte. HATTINGER ließ sich im Frühjahr 1941 von Rudolf HARTL, Schlosser der Salzburger Lokalbahn und Zellenleiter der KPÖ-Ortsgruppe Itzling, für die Widerstandsbewegung anwerben, zahlte bis Ende 1941 monatlich eine Reichsmark Mitgliedsbeitrag und erhielt kommunistische Schriften zum Lesen und zur Weitergabe an Genossen.

Zu Beginn des Kriegsjahres 1942 gelang es der Gestapo mit Hilfe ihres verdeckten Ermittlers Josef Kirschner, die Widerstandsnetze der Kommunisten und Sozialisten zu zerschlagen.
Mindestens 79 Aktivistinnen und Aktivisten, darunter 29 Eisenbahner aus beiden Widerstandsorganisationen in Stadt und Land Salzburg, kamen in Konzentrationslagern oder Zuchthäusern zu Tode.

Der am 3. April 1942 von der Gestapo verhaftete Alois HATTINGER wurde am 25. April in das Zuchthaus Landshut und Anfang Oktober 1942 wieder nach Salzburg überstellt.
Bekannt ist außerdem, dass vom 12. bis 16. Oktober 1942 die Strafprozesse des 7. Senats des Oberlandesgerichtes Wien gegen 24 Aktivisten der illegalen KPÖ aus Stadt und Land Salzburg im Schwurgerichtssaal des Landesgerichtes Salzburg stattfanden.
Die 24 Kommunisten wurden zu insgesamt 177 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Der am 16. Oktober 1942 wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilte Alois HATTINGER wurde vom Gefangenenhaus des Landesgerichtes in das Zuchthaus Straubing transferiert, wo er 54-jährig am 14. August 1944 zu Tode kam.

Seine verheiratete Tochter Gertraud war Sekretärin der Salzburger Verkehrsbetriebe. Seine Witwe Karolina hatte als Hinterbliebene im befreiten Österreich Anspruch auf Opferfürsorge und starb 93-jährig in Salzburg.

Seit 13. Oktober 1997 stehen die Namen von drei ermordeten Eisenbahnern der Lokalbahn auf einer Gedenkplatte im Lokalbahnhof (im Souterrain des Hauptbahnhofes Salzburg): Alois Auer (KPÖ Lamprechtshausen-Bürmoos), August GRUBER (RSÖ) und Rudolf HARTL (KPÖ). Auf der Gedenkplatte fehlt somit ein ermordeter Lokalbahner, den Rudolf HARTL für die illegale KPÖ geworben hatte: Alois HATTINGER.

1 In der ersten Etage des »Faberhauses« Franz-Josef-Straße 4 wohnte Josefine KUBIN, die im Kriegsjahr 1941 in Hartheim ermordet wurde.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg: Opferfürsorgeakten (OF S-101)
  • Oberlandesgericht Wien 7. Senat (OJs 270/42)
  • Arolsen Archives: Sterbeurkunde
  • Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945, Band 1, Wien 1991, S. 362f, 614
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 22.06.2009 in Salzburg, Franz-Josef-Straße 4

<p>HIER WOHNTE<br />
ALOIS HATTINGER<br />
JG. 1890<br />
IM WIDERSTAND<br />
VERHAFTET 1941<br />
ERMORDET 14.8.1944<br />
ZUCHTHAUS STRAUBING</p>
Zum Gedenken an die mutigen Lokalbahner, welche in der Zeit des nationalsozialistischen Terrors 1938 – 1945 für ein freies und demokratisches Österreich eintraten.

Besonders gedacht sei den Männern, die ihre Haltung mit dem Leben bezahlten.

Alois Auer (1900 – 1943), August Gruber (1894 – 1943), Rudolf Hartl (1909 – 1943)

Gedenkplatte im Untergeschoss des Salzburger Hauptbahnhofs

Alle Stolpersteine: Franz-Josef-Straße 4