Theresia KARAS, geboren am 13. Mai 1928 in Parsch bei Salzburg, war das jüngste von vier Kindern des katholischen Ehepaares Maria und Josef Karas.

Ihr Vater war Eisenbahner (ÖBB). Die Familie war nach österreichischem Recht in der Gemeinde Gnigl (seit 1935 ein Stadtteil von Salzburg) heimatberechtigt und wohnte seit August 1928 im ÖBB-Familienhaus Nr. 9 (Schillinghofstraße 27/9, heute Aglassingerstraße).

Theresia, von ihren Eltern und Geschwistern liebevoll Reserl genannt, erkrankte in ihrem dritten Lebensjahr an Kinderlähmung mit dauerhaften Folgen.
Theresia konnte allerdings, dank der Hilfe ihrer älteren Geschwister, die Volksschule in Gnigl besuchen, musste aber krankheitsbedingt nach der dritten Klasse aufhören.

Seit September 1939 befand sich das Mädchen zur Therapie und Erholung im Evangelischen Diakoniewerk Gallneukirchen bei Linz in Oberösterreich. Die Briefe der damals 11- bis 12-jährigen Theresia an ihre Eltern bezeugen, dass sie geistig gesund und rege war:

Liebe Eltern!
Danke für die Karte, ist der Vater zu Hause, hat er Urlaub? Mit geht es gut, war jetzt mit allen Kindern spazieren, die Sonne scheint, trotzdem ist es nicht warm! Der Herbst ist schön, die Bäume sind gelb, im Garten liegt viel Laub! Es sind 2 neue Mädchen angekommen!
Ich gehe jeden Tag in die Werkstatt Fleckerl nähen! Geht es Euch allen gut, seid Ihr alle gesund wie ich auch?

Viele herzliche Grüße von Eurer Resi – Ich gehe oft in die Kirche.

Am 13. Jänner 1941 wurden 59 Pfleglinge des Diakoniewerkes Gallneukirchen, darunter die 12-jährige Theresia KARAS aus Salzburg, nach Hartheim transferiert und dort ermordet.

Ihr Tod ist wie bei allen Opfern der nationalsozialistischen Geheimaktion »T4«1 in der Polizeimeldekartei der Stadt Salzburg nicht vermerkt.

Theresias Eltern erhielten irreführende Nachrichten aus der Heilanstalt Pirna-Sonnenstein, wo ihre Tochter unerwartet an Sepsis verstorben sei. Das einzige, was die Eltern und Geschwister noch zu Gesicht bekamen, war eine Urne, die mit einem Begleitzettel am 1. März 1941 im ÖBB-Familienhaus Nr. 9 einlangte.
Die persönlichen Sachen des Mädchens blieben verschollen.

Theresias Mutter starb 1962, ihr Vater 1971 in Salzburg. Die beiden hatten zeit ihres Lebens nicht erfahren, dass ihre Reserl in Hartheim ermordet worden war.

Das Akademische Gymnasium Salzburg ist Pate des Stolpersteins für Theresia KARAS.

1 »T4«: benannt nach der »Euthanasie«-Zentrale in Berlin, Tiergartenstraße 4.
Hauptverantwortliche für die Krankenmorde in Salzburg: Dr. Friedrich Rainer als Reichsstatthalter, Dr. Oskar Hausner als Leiter des Gaufürsorgeamtes, Dr. Leo Wolfer als Leiter der Landesheilanstalt und Dr. Heinrich Wolfer als Leiter der erbbiologischen Abteilung der Landesheilanstalt (heute Christian-Doppler-Klinik).

Quellen

  • Stadtarchiv Salzburg
  • Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim
Autor: Gert Kerschbaumer
MP3

Stolperstein
verlegt am 03.07.2014 in Salzburg, Aglassingerstraße

<p>HIER WOHNTE<br />
THERESIA KARAS<br />
1939 DIAKONIEWERK<br />
GALLNEUKIRCHEN<br />
DEPORTIERT 13.1.1941<br />
SCHLOSS HARTHEIM<br />
ERMORDET 1941</p>
Foto: Gert Kerschbaumer

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