Franziska TISCHLER, am 7. Februar 1923 als Kind der in Stubach bei Uttendorf im Pinzgau lebenden Eva Neumaier geboren, war verheiratet und hatte zwei in den Kriegsjahren 1939 und 1943 geborene Kinder, Erika und Edith.

Gegen Ende des nationalsozialistischen Regimes verloren die beiden Mädchen ihre junge Mutter.

Franziska TISCHLER zählt allerdings zu den Terroropfern, die weder in der 1991 publizierten Dokumentation Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945 noch in der Opferdatenbank des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) aufscheinen.

Recherchen ergaben jedoch, dass Franziska TISCHLER auf Befehl der Gestapo Salzburg (Zahl 2816 vom 17. Juli 1944) in Stubach nahe den Wasserkraftwerken verhaftet, nach Salzburg in das Polizeigefängnis am Rudolfsplatz überstellt, aber – wie so viele andere Frauen – nicht vor Gericht gestellt wurde.

Mangels einer Gerichtsakte sind persönliche Verbindungen zu widerständigen Arbeitern der Stubachwerke, die als kriegswichtig galten, weder nachzuweisen noch auszuschließen.

Dokumentiert ist aber mittlerweile, dass Josef Hera, ein Arbeiter der Stubachwerke, wegen Widerstandes zum Tode verurteilt und am 21. Juni 1944 im Landesgericht Wien hingerichtet wurde.

Am 13. August 1944 ließ die Gestapo Salzburg die im Polizeigefängnis inhaftierte Franziska TISCHLER – gemeinsam mit zwölf Frauen aus Goldegg im Pongau – über Linz und Prag in das Frauen-KZ Ravensbrück deportieren: Zugang am 27. August 1944, registriert mit der Häftlingsnummer 61395.

Das exakte Datum ihres gewaltsamen Todes ist nicht zu ermitteln, da die SS alle Zeugnisse ihrer Verbrechen inklusive des Totenbuchs vor der Befreiung des Konzentrationslagers vernichtete.

Gewiss ist aber, dass die 22-jährige Franziska TISCHLER die Befreiung von Ravensbrück am 30. April 1945 nicht erlebte und dass ihre minderjährigen Kinder Erika und Edith, von ihrer Großmutter in Stubach betreut, im befreiten Österreich keine Opferfürsorge erhielten.

Quellen

  • Taufbuch der Pfarre Uttendorf im Pinzgau
  • Arolsen Archives Online
  • ÖsterreicherInnen in Ravensbrück Online
  • Salzburger Landesarchiv
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 18.10.2021 in Salzburg, Rudolfsplatz 3

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