Leopold HOCK, geboren am 28. März 1914 in Itzling bei Salzburg, war das jüngste Kind einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie, die nach österreichischem Recht in der Gemeinde Gnigl, zu der auch Itzling gehörte, heimatberechtigt war und im Haus Itzlinger Hauptstraße 41 wohnte.

Leopold erlernte den Beruf Schlosser, war aktives Mitglied der Kinder- und Naturfreunde, der Roten Falken, des Arbeiter-Turn- und Sportvereins und des Republikanischen Schutzbundes bis zu ihrer Zerschlagung durch die österreichische Diktatur im Februar 1934. Gnigl und Itzling sind seit 1935 Ortsteile von Salzburg.

Unter dem NS-Regime zählte Leopold HOCK zur Widerstandsbewegung der illegalen Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ), die von Franz OFNER und Anton REINDL, ebenfalls in Itzling lebenden ehemaligen Sozialdemokraten, in Salzburg entlang den verzweigten Bahnstrecken reaktiviert wurde.

Kaum überraschend ist, dass die vormals sozialdemokratischen Gemeinden Gnigl, Itzling und Maxglan die aktivsten kommunistischen Ortsgruppen hatten. Die Ortsgruppe Itzling leitete Josef WARTINGER, ehemals Sozialdemokrat und Schutzbund-Führer von Itzling.

Der mittlerweile verheiratete Leopold HOCK war Kassier und Zellenleiter in Itzling. Er arbeitete als Schlosser im Rüstungsbetrieb Oberascher in Kasern und bezog dort Anfang 1942 eine Dienstwohnung.1 Seine Frau Therese war schwanger. Am 31. März 1942, etwa sechs Wochen vor der Geburt ihres Kindes, wurde HOCK in Kasern von der Gestapo verhaftet.

Zu Beginn des Kriegsjahres 1942 war es der Gestapo mit Hilfe eines verdeckten Ermittlers gelungen, die Widerstandsnetze der Kommunisten und Sozialisten zu zerschlagen.

Mindestens 79 Aktivistinnen und Aktivisten, darunter 29 Eisenbahner aus den beiden Widerstandsorganisationen KPÖ und RSÖ in Stadt und Land kamen in Konzentrationslagern oder Zuchthäusern zu Tode.

Kaum bekannt ist, dass der ursprünglich für Dezember 1942 geplante Strafprozess des 1. Senats des »Volksgerichtshofes« gegen Angeklagte der kommunistischen Ortsgruppen Itzling und Maxglan am 2. und 3. März 1943 im Schwurgerichtssaal des Landesgerichtes Salzburg stattfand.

Der als fanatischer Antikommunist geltende »Volksgerichtsrat« Paul Lämmle, der bekanntlich in einer Reihe von Prozessen des 1. »Blutsenats« als »zweiter Mann« Roland Freislers fungierte, war Vorsitzender des Salzburger Prozesses.

Bemerkenswert ist noch, dass NSDAP-Ortsgruppenleiter Johann Hofer aus Itzling als Zeuge in der Hauptverhandlung auftrat und dort die Ansicht verkündete, die Angeklagten seien unverbesserliche Kommunisten und verdienten daher keine andere Strafe als die Todesstrafe.2

So endete auch der kurze Prozess: Der 1. Senat des »Volksgerichtshofes« unter Lämmles Vorsitz fällte am 3. März 1943 Todesurteile über sechs Funktionäre der kommunistischen Ortsgruppen Itzling und Maxglan, Rudolf HARTL, Leopold HOCK, Josef THALHAMMER und Josef WARTINGER, Rudolf SMOLIK und Josef Hofkirchner, die »im Kriege den Feind des Reiches begünstigt haben«, indem sie »kommunistischen Hochverrat organisatorisch vorbereiteten«.

Einer der sechs Todeskandidaten wurde nach Befürwortung eines Gnadengesuchs durch den Salzburger Reichsstatthalter Gustav Adolf Scheel zu 12 Jahren Zuchthaus begnadigt: der Schuhmacher Josef Hofkirchner, der die Terrorjahre überstand, das Wohnungsamt der Stadt Salzburg leitete und hier 1980 starb.

Das Gnadengesuch der jungen Ehefrau und Mutter Therese Hock fand hingegen keine Befürwortung.
Am 30. Juli 1943 wurden die in Salzburg zum Tode verurteilten Leopold HOCK 29-jährig, Rudolf HARTL 33-jährig, Josef THALHAMMER 40-jährig, Rudolf SMOLIK 41-jährig und Josef WARTINGER 46-jährig in München-Stadelheim mit dem Fallbeil getötet.

Leopold HOCKS Eltern und Geschwister, seine verwitwete Frau und ihr Sohn Leopold erlebten die Befreiung Salzburgs. Leopold jun. hatte als Hinterbliebener im befreiten Österreich Anspruch auf Opferfürsorge.

Auf Initiative des Landesverbandes Salzburg der österreichischen KZler, Häftlinge und politisch Verfolgten wurden die enthaupteten Genossen Franz ASCHENBERGER, Josef HAIDINGER, Rudolf HARTL, Leopold HOCK, Franz PÖTTINGER, Josef THALHAMMER und Josef WARTINGER auf dem Forstfriedhof in München-Perlach exhumiert und am 1. November 1950 unter Beteiligung des Pfarrers Franz Dürnberger auf dem Kommunalfriedhof in Salzburg feierlich bestattet.

Der Vorschlag des Antifaschistischen Personenkomitees im »Bedenkjahr« 1988, nach Leopold HOCK in Salzburg einen öffentlichen Verkehrsweg zu benennen, geriet in Vergessenheit.

1 Zu den Opfern des NS-Terrors im Rüstungsbetrieb Oberascher zählen außerdem der Buchhalter Ferdinand LANG (am 21. November 1944 in München-Stadelheim enthauptet), der Wachmann Friedrich FIMBERGER (am 25. Februar 1945 im KZ Dachau ermordet), der Küchenchef Viktor TODERO (wegen seiner sexuellen Orientierung verfolgt, am 23. Juni 1944 in Mauthausen ermordet) und mindestens acht Zwangsarbeiter, darunter die am 20. August 1943 im Hof des Rüstungsbetriebes durch die Gestapo liquidierten Alexander DUBINA, Rawis PLACHE, Wladimir SLESAROW und Leonid STEPANOW.

2 Johann Hofer, der als NSDAP-Ortgruppenleiter von Itzling am 3. März 1943 im Prozess des »Volksgerichtshofes« in Salzburg gegen vier Kommunisten aus Itzling als Zeuge auftrat, war laut den Ermittlungen der österreichischen Staatspolizei auch als »Ehrengast« bei der Hinrichtung von vier ukrainischen Zwangsarbeitern anwesend, die am 20. August 1943 im Hof der Rüstungsfabrik Oberascher stattfand.
Bekannt ist außerdem, dass der in Itzling lebende Schuhmacher Rudolf BEER auf Betreiben des Ortsgruppenleiters Johann Hofer von der Gestapo verhaftet, in das KZ Mauthausen deportiert und dort ermordet wurde.
Durch Denunziationen wurden mehrere Personen aus dem Stadtteil Itzling von der Gestapo in diverse Konzentrationslager deportiert, zum Beispiel Frau Elise Kaindl, die das KZ Ravensbrück überlebte, zurückkehrte und feststellen musste, dass ihre Wohnung total ausgeräumt war – ebenfalls auf Betreiben des Ortsgruppenleiters Hofer, wie aus einem Polizeiprotokoll hervorgeht.
Hofer, nach der Befreiung Salzburgs vorübergehend im US-Internierungslager Camp Marcus W. Orr (»Glasenbach«) interniert, wurde im Dezember 1948 nach dem österreichischen Kriegsverbrechergesetz zu zehn Jahren schwerem Kerker verurteilt, Anfang der 1950er Jahre begnadigt, freigelassen und bei der Salzburger AG für Energiewirtschaft (SAFE) angestellt.
Er starb 1979 in Salzburg.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW)
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 24.10.2014 in Salzburg, Söllheimer Straße 16

<p>LEOPOLD HOCK<br />
JG. 1914<br />
IM WIDERSTAND<br />
VERHAFTET 30.3.1942<br />
ZUCHTHAUS<br />
MÜNCHEN-STADELHEIM<br />
HINGERICHTET 30.7.1943</p>
Leopold Hock
Foto: Archiv der KPÖ Leopold Hock
Foto: Archiv der KPÖ Grabstein von Leopold Hock

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