Dr. Eduard PORTHEIM, geboren am 15. Oktober 1910 in Wien, war das erste Kind des jüdischen Ehepaares Elisabeth und Leopold PORTHEIM. Sein Vater, aus der prominenten Prager Familie Eduard Ritter von PORTHEIM stammend, war Botaniker und Mitbegründer der Botanischen Versuchsanstalt Vivarium in Wien.

Im Jahr 1938 gelang Eduard PORTHEIMs Eltern und seiner Schwester Susanne die Flucht nach England. Sein Onkel Viktor und seine Tante Leontine1 begingen Suizid, ehe sie deportiert wurden. Seine beiden Onkel Friedrich und Emil wurden in Konzentrationslagern ermordet.

Ungeklärt ist bislang das Motiv des Wiener Juristen Dr. Eduard PORTHEIM für seinen Aufenthalt unter dem NS-Regime in Salzburg.
Glaubhaft ist, dass er ein Bekannter der liberalen Familie Junger war, die im Haus Makartplatz 6 wohnte2. Josefine Junger war eine gesellige Frau, eng befreundet mit Stefan Zweigs Ehefrau Friderike.
Mathilde, die ältere Tochter der Frau Junger, war die erste Ehefrau des Diplomaten Egon Ranshofen-Wertheimer, deren Tochter Luciana unter dem NS-Regime in Salzburg lebte.
Roswitha, die jüngere Tochter der Frau Junger, war die Ehefrau des Kunstkritikers Ignaz George Pollak, eines Sohnes der jüdischen Familie Albert Pollak aus Salzburg. Roswithas Zwillingsschwester Ida Karoline Junger, die in Wien Gesang studierte, im Jahr 1938 in ihr Elternhaus zurückkehrte und nach Italien ging, soll mit Dr. Eduard PORTHEIM befreundet gewesen sein. Makartplatz 6 war jedenfalls seine letzte bekannte Wohnadresse laut den Shoah-Datenbanken.

Am 16. Oktober 1940 wurde Dr. Eduard PORTHEIM im KZ Dachau als Jude und »Schutzhäftling« Nr. 20544 registriert.

Bekannt sind weitere Daten: sein Zugang am 23. Jänner 1941 im KZ Neuengamme und seine Rückverlegung am 14. September 1941 nach Dachau mit der Nummer 27520.
Der 31-jährige Dr. Eduard PORTHEIM zählte zu jenen Dachauer Häftlingen, die unter der Tarnbezeichnung »Invalidentransport« oder »Sonderbehandlung 14f13«3 am 23. Februar 1942 nach Hartheim deportiert und dort vergast wurden.

Sein akademischer Grad Dr. jur., den er 1936 an der Juridischen Fakultät der Universität Wien erworben hatte, wurde ihm 1941 aus rassistischen Gründen aberkannt.

Es dauerte 67 Jahre, bis ihm posthum sein aberkannter Doktortitel von der Universität Wien wieder zuerkannt wurde.

1 Leontine Portheims Ehemann Dr. Victor Mordechai GOLDSCHMIDT, Mineraloge, Kristallograph, Professor und Gründer der Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung in Heidelberg, starb am 8. Mai 1933 in seinem Exil-Ort Salzburg.

2 Im Haus Makartplatz 6, im sogenannten Überacker-Palais, befand sich das Makart-Postamt. In der zweiten Etage wohnte bis 1896 die jüdische Familie Albert und Karoline Pollak mit ihren acht in Salzburg geborenen Kindern.
Bis 1914 wohnte hier auch das Ehepaar Adolf Abraham und Ida Kohn. Makartplatz 6 war außerdem der Sitz des Bankhauses Max Kohn bis zu seiner Schließung im Jahr 1910. Das Haus gehört heute dem Bankhaus Carl Spängler & Co.

3 »Sonderbehandlung 14f13«: »14« = Inspekteur der Konzentrationslager, »f« = Todesfälle, »13« = Vergasung in Tötungsanstalten der »T-4«-Organisation

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg
  • Israelitische Kultusgemeinde Wien
  • Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes
  • Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 22.03.2012 in Salzburg, Makartplatz 6

<p>HIER WOHNTE<br />
DR. EDUARD<br />
PORTHEIM<br />
JG. 1910<br />
DEPORTIERT 16.10.1940<br />
DACHAU<br />
SCHLOSS HARTHEIM<br />
ERMORDET 23.2.1942</p>
Markartplatz 6, letzte Adresse Dr. Eduard Portheims – Aufnahme: 1980er Jahre
Quelle: Stadtarchiv Salzburg, Fotosammlung

Alle Stolpersteine: Makartplatz 6