Bronislaw WEJA, geboren am 18. September 1898 in Berestowice, Polen (heute Berestovets, Ukraine), war katholisch, ledig und polnischer Staatsbürger, der in Ostrog (Ostroh) wohnte und im Verlauf des Zweiten Weltkrieges zur Zwangsarbeit im Deutschen Reich verpflichtet wurde.

Der im Oktober 1943 durch die Meldepolizei in Salzburg registrierte Pole arbeitete zuletzt als Hilfskraft im sogenannten Kapitelhaus, das unter dem NS-Regime als »Reichseigentum« galt.

Am 8. März 1944 wurde der 45-jährige polnische Zwangsarbeiter vermutlich wegen unerlaubten Arbeitsplatzwechsels in Salzburg von der Gestapo verhaftet und verhört. In der folgenden Nacht war der Häftling tot. Offiziell beging er Selbstmord.

Im Bericht der Gestapo heißt es stereotyp, dass sich der wegen »Arbeitsvertragsbruches« am 8. März festgenommene Pole Bronislaw WEJA am 9. März gegen 3 Uhr 50 in einer Einzelzelle des Landesgerichtes Salzburg erhängt habe und dass er nach »erfolgter Leichenbeschau« am 10. März in der »Armensünderecke« des Kommunalfriedhofs begraben worden sei.

Fragwürdig ist am Gestapo-Bericht der Ort des Todes von Bronislaw WEJA: eine Einzelzelle im Gefangenenhaus des Landesgerichts, und dies ohne Haftbefehl eines Ermittlungsrichters. Anzunehmen ist vielmehr, dass der Zwangsarbeiter entweder im Gestapoquartier oder im Polizeigefängnis zu Tode kam.

Kein Zweifel besteht jedoch an der Mitteilung der Gestapo, dass Bronislaw WEJA, wie bei Selbstmördern üblich, in einer entlegenen Ecke des städtischen Friedhofes verscharrt wurde. Die Gestapo entledigte sich damit jeglichen Verdachtes auf Gewaltanwendung.

Der Name des in den Tod getriebenen oder ermordeten, zum »armen Sünder« gemachten polnischen Zwangsarbeiters sollte für immer ausgelöscht bleiben, und die Wahrheit im anonymen Grab liegen.

Quelle

  • Stadtarchiv Salzburg
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 02.07.2014 in Salzburg, Kapitelgasse 4

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