Rudolf HARTL, geboren am 4. September 1909 in Salzburg, war Eisenbahner, verheiratet und hatte eine Tochter, die am 12. März 1939 in Salzburg zur Welt kam.
Die Familie HARTL wohnte in einem Personalhaus der Salzburger Eisenbahn- und Tramway-Gesellschaft (Lokalbahn), Elisabethstraße 49.

Unter dem NS-Regime zählte Rudolf HARTL, der Schlosser bei der Salzburger Lokalbahn war, zu der von Franz OFNER und Anton REINDL ins Leben gerufenen kommunistischen Widerstandsbewegung. Rudolf HARTL war Zellenleiter in der Ortsgruppe Itzling.

Zu Beginn des Kriegsjahres 1942 gelang es der Gestapo, die zuletzt von Anton REINDL geleitete kommunistische Landesorganisation durch Einschleusen eines Spitzels aufzurollen.

Um jegliche organisierte Widerstandsregung für immer zu ersticken, ließ die Gestapo neun Ehefrauen aus den kommunistischen Ortsgruppen Gnigl, Itzling und Hallein vom Polizeigefängnis Salzburg mit Sammeltransporten nach Auschwitz deportieren.

Mindestens 79 Aktivistinnen und Aktivisten, darunter 29 Eisenbahner, aus den kommunistischen und sozialistischen Widerstandsgruppen in Stadt und Land kamen in Konzentrationslagern oder Zuchthäusern zu Tode oder starben nach der Befreiung an Haftfolgen.

Rudolf HARTL wurde am 2. April 1942 von der Gestapo verhaftet, gemeinsam mit seinen Genossen Leopold HOCK, Rudolf SMOLIK, Josef THALHAMMER und Josef WARTINGER am 3. März 1943 vom »Volksgerichtshof« (1. Senat unter dem Vorsitz Paul Lämmles im Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Salzburg) wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« und »Feindbegünstigung« zum Tode verurteilt und 33-jährig am 30. Juli 1943 in München-Stadelheim hingerichtet.

Bemerkenswert ist außerdem, dass die Hauptverhandlung des »Volkgerichtshofes« gegen Mitglieder der kommunistischen Ortsgruppe Itzling am 2. und 3. März 1943 in Salzburg stattfand und dass dabei der NSDAP-Ortsgruppenleiter von Itzling Johann Hofer für alle Angeklagten die Todesstrafe forderte.1

Rudolf HARTLS verwitwete Ehefrau Karoline hatte als Hinterbliebene im befreiten Österreich Anspruch auf Opferfürsorge. Ihre Tochter heiratete und verließ Salzburg.

Auf Initiative des Landesverbandes Salzburg der österreichischen KZler, Häftlinge und politisch Verfolgten wurden die in München-Stadelheim ermordeten Kommunisten Franz ASCHENBERGER, Josef HAIDINGER, Rudolf HARTL, Leopold HOCK, Josef THALHAMMER, und Josef WARTINGER auf dem Forstfriedhof in München-Perlach exhumiert und am 1. November 1950 unter Beteiligung des Gnigler Pfarrers Franz Dürnberger auf dem Kommunalfriedhof in Salzburg feierlich bestattet.

Seit 13. Oktober 1997 stehen die Namen von drei ermordeten Eisenbahnern der Lokalbahn auf einer Gedenkplatte im Lokalbahnhof (im Souterrain des Hauptbahnhofes Salzburg): Alois Auer (KPÖ Lamprechtshausen-Bürmoos), August GRUBER (RSÖ) und Rudolf HARTL (KPÖ). Auf der Gedenkplatte fehlt somit ein ermordeter Lokalbahner, den Rudolf HARTL für die illegale KPÖ geworben hatte: Alois HATTINGER.

1 Johann Hofer, der als NSDAP-Ortgruppenleiter von Itzling am 3. März 1943 am Prozess des Volksgerichtshofes gegen die vier Widerständler aus Itzling teilnahm, vertrat dort die Ansicht, dass die Angeklagten unverbesserliche Kommunisten seien und daher keine andere Strafe als die Todessstrafe verdienten.
Bekannt ist außerdem, dass der in Itzling lebende Schuhmacher Rudolf BEER auf Betreiben des Ortsgruppenleiters Johann Hofer von der Gestapo verhaftet, in das KZ Mauthausen deportiert und dort ermordet wurde. Durch Denunziationen wurden mehrere Personen aus dem Stadtteil Itzling von der Gestapo in diverse Konzentrationslager deportiert, zum Beispiel Frau Elise Kaindl, die das KZ Ravensbrück überlebte, zurückkehrte und feststellen musste, dass ihre Wohnung total ausgeräumt war – ebenfalls auf Betreiben des Ortsgruppenleiters Hofer, wie aus einem Polizeiprotokoll hervorgeht.

Johann Hofer, der nach der Befreiung Salzburgs im US-Internierungslager Camp Marcus W. Orr (»Glasenbach«) interniert war, wurde im Dezember 1948 nach dem österreichischen Kriegsverbrechergesetz zu zehn Jahren schwerem Kerker verurteilt, jedoch schon Anfang der 1950er Jahre begnadigt, freigelassen und bei der SAFE (Salzburger AG für Elektrizitätswirtschaft) angestellt. Er starb 1979 in Salzburg.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 13.05.2013 in Salzburg, Elisabethstraße 49

<p>HIER WOHNTE<br />
RUDOLF HARTL<br />
JG. 1909<br />
IM WIDERSTAND<br />
VERHAFTET 2.4.1942<br />
ZUCHTHAUS<br />
MÜNCHEN-STADELHEIM<br />
HINGERICHTET 30.7.1943</p>
Rudolf Hartl
Foto: Archiv der KPÖ Zum Gedenken an die mutigen Lokalbahner, welche in der Zeit des nationalsozialistischen Terrors 1938 – 1945 für ein freies und demokratisches Österreich eintraten.

Besonders gedacht sei den Männern, die ihre Haltung mit dem Leben bezahlten.

Alois Auer (1900 – 1943), August Gruber (1894 – 1943), Rudolf Hartl (1909 – 1943)

Gedenkplatte im Untergeschoss des Salzburger Hauptbahnhofs

Alle Stolpersteine: Elisabethstraße 49