Josef STÖCKL, am 25. März 1907 in Vöcklamarkt, einer Gemeinde des Bezirkes Vöcklabruck in Oberösterreich geboren und katholisch getauft, war ein Kind der ledigen Dienstmagd Franziska Stöckl. Ihr Sohn Josef erlernte den Beruf Schmied.

Im Jahr 1928 zog der 21-Jährige in die damals selbständige Gemeinde Gnigl, seit 1935 ein Stadtteil von Salzburg. Er war dort als Hilfsarbeiter gemeldet, wechselte während der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren mehrmals die Adressen und Arbeitsplätze, wohnte zwischendurch in sogenannten Flüchtlingsbaracken und zuletzt wieder als Untermieter im Haus Mühlstraße 3.

Amtlich dokumentiert ist außerdem seine politische Gesinnung unter der österreichischen Diktatur von 1933 bis 1938.

Anfang 1936 ließ sich der Gendarm Johann Lackner1 als verdeckter Ermittler in die Salzburger Landesorganisation der seit 1933 verbotenen Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) einschleusen, worauf es dem Landesgendarmerie-Kommando gelang, den organisierten Widerstand aufzudecken und 70 Aktivisten zu verhaften, darunter Johann BRANDTHALER, Hubert RANZENBERGER und Josef STÖCKL, die nach ihrer Freilassung in Österreich keine Zukunft mehr für sich sahen und ihre politische Gesinnung anderswo zu beweisen versuchten: im spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Internationalen Brigaden und der Republik Spanien von 1936 bis 1939.

Wir wissen immerhin, dass Josef STÖCKL im Februar 1937 – vermutlich mit Gesinnungsgenossen – über Paris nach Spanien reiste, im Hauptquartier der Internationalen Brigaden eine militärische Ausbildung erhielt und der 86. Brigade und 14. Flak-Batterie zugeteilt wurde.

Seine Beteiligung am Kampf gegen den Franco-Faschismus war aber von kurzer Dauer: Ende 1937 kam er 30-jährig an der spanischen Südfront bei einem Luftangriff ums Leben – durch Kugeln oder Bomben der deutschen Legion Condor oder italienischen Aviazione Legionaria ist unbekannt, sein Todesort ebenso. Gewiss ist nur, dass Josef STÖCKLs Grab in Spaniens Erde liegt.

Sein Tod ist im Polizeimelderegister der Stadt Salzburg nicht vermerkt, wohl aber seine Ausbürgerung mit der politischen Begründung: »kämpft auf Seite der Roten in Spanien«, datiert mit 7. Februar 1938. Auf dem im Jahr 1988 für die gefallenen österreichischen Spanienkämpfer errichteten Denkmal in Wien steht hingegen geschrieben: »Für Spaniens und Österreichs Freiheit«.

Unbemerkt blieb aber 1988, dass Österreich die unter dem Austrofaschismus verfügte Ausbürgerung des Josef STÖCKL nicht widerrufen hatte.

Das Leben seiner Gesinnungsgenossen Johann BRANDTHALER und Hubert RANZENBERGER, die den spanischen Bürgerkrieg überstehen konnten, endete in Konzentrationslagern des Nazi-Regimes.

Jahrzehntelang unbekannt blieben aber die Lebensbrüche einer Jüdin und eines Juden, deren politische Aktivitäten ebenfalls unter dem Austrofaschismus in Salzburg aufgedeckt werden konnten: Josefine SCHNEIDER und Hermann RUBENKES, beide im Terrorjahr 1942 in Bernburg an der Saale vergast – vergessene Opfer in antifaschistischen Kreisen.

1 Johann (Hans) Lackner, jener gewiefte Gendarm, der den kommunistischen Widerstand gegen den Austrofaschismus im Land Salzburg auffliegen ließ, dafür im Bericht der Sicherheitsdirektion vom 1. September 1936 hoch gelobt wird, allerdings auch Aktivitäten illegaler Nationalsozialisten gegen die österreichische Diktatur aufdecken konnte, war von 1938 bis 1943 in Dachau und Buchenwald inhaftiert.
Er wurde auf Anordnung des Geheimen Staatspolizeiamtes Berlin am 1. Februar 1943 nach Salzburg entlassen und fungierte dann als »Lagerführer« im nationalsozialistischen Rüstungsbetrieb Oberascher in Kasern bei Salzburg (siehe Exekution der Zwangsarbeiter Alexander DUBINA und anderer am 20. August 1943).

Lackner erlebte die Befreiung, beendete sein Jus-Studium und avancierte zum Leiter der Staatspolizei Salzburg. Als politisch Verfolgter des Nazi-Regimes war Dr. Hans Lackner Vorstandsmitglied des Landesverbandes Salzburg der österreichischen KZ-ler, Häftlinge und politisch Verfolgten, besser bekannt als KZ-Verband, der wegen seiner KPÖ-Dominanz während des Ost-West-Konfliktes oder Kalten Krieges von der Staatspolizei observiert wurde.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg
  • Sicherheitsdirektion für Salzburg
  • Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945, Band I, Wien-Salzburg 1991, S. 113-123
  • Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer 1936-1939, Herausgeber Hans Landauer in Zusammenarbeit mit Erich Hackl, Wien 2008, S. 216
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 26.09.2018 in Salzburg, Mühlstraße 3

<p>HIER WOHNTE<br />
JOSEF STÖCKL<br />
JG. 1907<br />
SPANIENKÄMPFER<br />
TOT ENDE 1937<br />
SPANIEN</p>
Polizeimeldekarte Josef Stöckl mit dem Ausbürgerungsvermerk »kämpft auf Seite der Roten in Spanien« Flagge der Internationalen Brigaden Denkmal für die österreichischen Spanienkämpfer, Wien 1988, Zentralfriedhof
Quelle: www.nachkriegsjustiz.at

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