Angèle TARI, geboren am 11. Juli 1924 in Casablanca, damals Protektorat Französisch-Marokko, war ledig und 17 Jahre jung, als sie im Verlauf des Kriegsjahres 1942 aus der französischen Hafenstadt Marseille kommend in der »Gauhauptstadt« Salzburg von der Meldepolizei erfasst wurde.

Die junge Marokkanerin hatte als Dienstmädchen in politisch zuverlässigen, folglich in nationalsozialistischen Privathaushalten zu arbeiten. Ihre letzte Wohnadresse lautete damals »Bismarckstraße« (= Schwarzstraße) 4, wo mehrere ausländische Frauen ihre Schlafplätze hatten. Die Personalien wurden überdies in einer speziellen Hauskartei der Meldepolizei festgehalten.

Die betreffende Kartei hatte den Vermerk »Aviso Gestapo«, was bedeutet, dass die Gestapo alle Bewegungen, Zu- und Abgänge kontrollieren ließ und somit rasch auf verdächtige Personen zugreifen konnte. Polizeimaßnahmen und ihre Folgen für die Betroffenen finden daher in den akribisch geführten Hauskarteien ihren bürokratischen Niederschlag: Flucht, Haft und Tod.

Am 18. April 1944 starb Angèle TARI 19-jährig in Salzburg: »Selbstmord« heißt es lapidar im Polizeibericht, womit unter dem Terror-Regime dokumentiert wird, dass eine Person selbst Hand an sich gelegt habe, an ihrem frühen Tod selbst schuld sei und somit kein Terroropfer sein könne.

Bezeichnend ist außerdem, dass ausländische Arbeitskräfte wie alle Terroropfer auf dem Salzburger Kommunalfriedhof in der »Gruft der Vergessenen« anonym verscharrt wurden – ehr- und namenlos gemachte Opfer, deren Hinterbliebene im Ausland weder eine Todesnachricht noch eine Entschädigung erhielten. Selbst im befreiten Österreich bestand kein Anspruch auf Opferfürsorge.

Quellen

  • Stadtarchiv Salzburg
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 25.09.2018 in Salzburg, Schwarzstraße 4

<p>ANGELE TARI<br />
JG. 1924<br />
FRANZÖSISCHE ZWANGSARBEITERIN<br />
TOT 18. 4. 1944<br />
SALZBURG</p>
Polizeimeldekarte von Angèle Tari »Gruft der Vergessenen«
Foto: Friedhofsverwaltung Salzburg

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