Karl STEINOCHER, geboren am 10. Juni 1894 in Krumau, Böhmen (Österreich-Ungarn, hernach Tschechoslowakei), war altkatholisch, Eisenbahner im Fahrdienst, zunächst Zugschaffner und schließlich Zugführer.
Er war mit Therese, geborene Bruckbauer, verheiratet. Das Ehepaar hatte drei Söhne, Ferdinand, Rudolf und Karl, der jüngste, 1920 in Bischofshofen geboren.
Die Familie wohnte bis 1932 in Bischofshofen, hernach in Itzling (damals Gemeinde Gnigl) und seit August 1934 in Salzburg-Riedenburg, Bucklreuthstraße 13.
Der Eisenbahner STEINOCHER war Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, ihrer Kinderfreunde, ihres Arbeiter-, Turn- und Sportvereins und ihres Republikanischen Schutzbundes, überdies aktiver Gewerkschafter (Vertrauensmann der Eisenbahner) bis zum Verbot aller Arbeiterorganisationen durch die österreichische Diktatur im Februar 1934.
Unter dem Austrofaschismus zählte er nicht zu den verfolgten illegalen Sozialisten. Nach der Übernahme der österreichischen Eisenbahner in die Deutsche Reichsbahn hatte STEINOCHER zunächst die Funktion eines Fahrmeisters (Disponent für das Zugbegleitpersonal).
Aus Dokumenten geht hervor, dass die beiden Eisenbahner Johann BRUCKMOSER und Karl STEINOCHER im Kriegsjahr 1940 im Verdacht standen, regimekritische Äußerungen gemacht zu haben.
Das Strafverfahren wurde zwar eingestellt, STEINOCHER verlor aber seine Stellung als Fahrmeister.
Im Frühjahr 1941 ließen sich die beiden Eisenbahner BRUCKMOSER und STEINOCHER von einem Kollegen, dem Zugführer Maximilian Hager, für die illegale Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) anwerben. Sie gehörten zu der vom Zugschaffner Franz ASCHENBERGER geleiteten »Gruppe Fahrdienst«, zahlten bis Jahreswende 1941/42 monatlich eine Reichsmark Mitgliedsbeitrag und erhielten kommunistische Schriften zum Lesen.
Zu Beginn des Kriegsjahres 1942 gelang es der Gestapo mit Hilfe ihres verdeckten Ermittlers Josef Kirschner die Widerstandsnetze der Kommunisten und Sozialisten aufzurollen und zu zerschlagen.
Mindestens 79 Aktivistinnen und Aktivisten, darunter 29 Eisenbahner aus beiden Widerstandsorganisationen in Stadt und Land kamen in Konzentrationslagern oder Zuchthäusern zu Tode.
Der am 26. Februar 1942 von der Gestapo verhaftete Karl STEINOCHER wurde am 15. August 1942 vom Gefangenenhaus des Landesgerichtes Salzburg in das Zuchthaus Landsberg am Lech und von dort wieder in das Gefangenenhaus des Landesgerichtes Salzburg transferiert, um hier vor Gericht gestellt zu werden.
Im Strafverfahren des Oberlandesgerichtes Wien, das am 27. November 1942 im Schwurgerichtssaal des Landesgerichtes Salzburg stattfand, wurden neun Aktivisten der illegalen KPÖ, alle Eisenbahner, wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zu 75 Jahren Zuchthaus verurteilt.
STEINOCHER, der sieben Jahre Zuchthaus erhielt, war hernach in den Zuchthäusern Straubing und Amberg inhaftiert, zuletzt in der Festung Hohenasperg bei Ludwigsburg, wo er 50-jährig am 16. Mai 1945, somit nach der Befreiung, an den Haftfolgen (Lungentuberkulose) starb.
Sein Kollege Johann BRUCKMOSER, der zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt worden war und ebenfalls an Lungentuberkulose erkrankte, starb 41-jährig am 15. Juni 1948 im Landeskrankenhaus Salzburg.
Karl STEINOCHERs Witwe Therese (Resi), die als Hinterbliebene im befreiten Österreich Anspruch auf Opferfürsorge hatte, starb 99-jährig im Jahr 1990 in Salzburg.
Ihr jüngster Sohn Karl Steinocher jun., Eisenbahner, Gewerkschafter, SPÖ-Politiker (Gemeinderat, Landtag, Bundesrat), Landesparteiobmann der SPÖ und Landeshauptmann-Stellvertreter, starb im Jahr 2013.
Quellen
- Stadt- und Landesarchiv Salzburg
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW)
Stolperstein
verlegt am 21.07.2010 in Salzburg, Bucklreuthstraße 13