Max KÖHLER wurde am 6. März 1867 in Lackenbach geboren, das zu den Esterházy‘schen »Sieben Gemeinden« im österreichisch-ungarischen Grenzsaum gehörte.

Max war der jüngste Sohn des jüdischen Ehepaares Lotti, geborene Glaser, und Leopold Kohn und hieß daher Kohn bis zur behördlichen Änderung seines Familiennamens in Salzburg.1

Im Jahr 1883 etablierte sich sein älterer Bruder Adolf Kohn2 als Schneidermeister und Unternehmer in Salzburg. Er gründete die Firma Adolf Kohn & Co und führte im Haus Linzer Gasse 20 ein Geschäft mit dem Namen »Herren-Kleider-Salon«.

Dort war sein Bruder Max als Schneidermeister und Teilhaber (Compagnon) tätig. Dieser besaß ebenfalls eine Gewerbekonzession und eröffnete gegen Ende des 19. Jahrhunderts sein eigenes Geschäft, zuerst im Haus Linzer Gasse 4 als Mieter, dann unweit davon im Haus Dreifaltigkeitsgasse 5 als Hauseigentümer – ein renommierter Betrieb mit einer noch in der Friedenszeit der österreichisch-ungarischen Monarchie gegründeten Filiale in Bozen, Südtirol, die über den 1. Weltkrieg hinaus Bestand hatte.

Max KÖHLER war seit 1896 verheiratet. Seine Ehefrau Hermine KÖHLER, am 4. Dezember 1876 in Wien geboren, war eine Tochter des jüdischen Ehepaares Betti, geborene Deutsch, und Samuel Feigelstock-Feri.

Das Ehepaar Hermine und Max KÖHLER war Eigentümer des je zur Hälfte am 26. Juni 1900 erworbenen Hauses Dreifaltigkeitsgasse 5. Das Ehepaar hatte einen Sohn und Erben: Leo KÖHLER, geboren am 5. August 1897 in Salzburg, der den Beruf des Vaters erlernte und 1922 die Wiener Jüdin Martha Werner heiratete.

Die beiden hatten eine Tochter: Gertrude, geboren am 11. August 1923 in Salzburg. Verbürgt ist überdies, dass Max und Leo KÖHLER in der Israelitischen Kultusgemeinde als Vorstandsmitglieder fungierten und ihre Familien nach österreichischem Recht in Salzburg heimatberechtigt waren – bis zu ihrer gewaltsamen Vertreibung im Jahr 1938.

Mittlerweile ist auch bekannt, dass die Gestapo Salzburg unter ihrem Chef SS-Sturmbannführer Karl-Heinz Rux in der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 die jüdischen Familienvorstände verhaftete und davon 26, darunter Leo KÖHLER 41-jährig, in das KZ Dachau deportieren ließ.
Die dort inhaftierten Juden mussten, um freigelassen zu werden, der »Arisierung« ihres Besitzes und ihrer sofortigen »Auswanderung« zustimmen.

Der am 20. November 1938 aus dem KZ entlassene Leo KÖHLER fuhr sogleich nach Wien, wo ihn seine Eltern, seine Frau und 15-jährige Tochter erwarteten. In Wien trennten sich aber ihre Wege.

Leos Familie erhielt vermutlich Visa für Großbritannien. Gewiss ist jedenfalls, dass Leos Ehefrau Martha und ihre Tochter Gertrude im Jänner 1939 nach London reisen konnten.

Leo KÖHLER wollte jedoch seine in Wien gefährdeten Eltern nicht allein lassen, weshalb er mit ihnen nach Italien flüchtete, wo sie zuerst in Meran und dann in Bologna lebten.

Recherchen ergaben, dass Leo KÖHLER 47-jährig aus dem besetzten Italien nach Bergen-Belsen oder Auschwitz deportiert wurde und nicht überlebte.

Seine Eltern erlebten hingegen die Befreiung Italiens. Max KÖHLER starb 80-jährig am 12. Januar 1947 in Bologna. Daraufhin reiste die Witwe Hermine KÖHLER zu ihrer Schwiegertochter und ihrem Enkelkind nach London.

In den 1950er Jahren emigrierten Martha und Gertrude KÖHLER (KOHLER) als britische Staatsbürgerinnen in die USA.

Schließlich ist noch festzuhalten, dass die im Jahr 1938 unter Zwang an Alois Mauracher Senior und Junior verkaufte Liegenschaft Dreifaltigkeitsgasse 5 samt Betriebseinrichtung nicht restituiert wurde.

Es gelang jedoch dem Rechtsanwalt Dr. Valentin Gelber als Rechtsvertreter der Witwe Hermine KÖHLER, dass ihre 1948 gestellten Restitutionsansprüche finanziell abgegolten wurden. 1959 starb Frau KÖHLER 82-jährig in London.

1 Änderung des Familiennamens (Salzburger Landesarchiv: LRA 1910/19 V F 02)

2 Adolf Kohn, geb. 15. 2. 1856 in Lackenbach, gest. 16. 11. 1914 in Salzburg (Salzburger Volksblatt 18. 11. 1914, S. 12); Ehefrau Ida, geborene Hacker, geb. 26. 2. 1855 in Lackenbach, gest. 11. 9. 1931 in Salzburg (beide jüdischer Friedhof in Salzburg-Aigen)

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg
  • Grundbuch innere Stadt (EZ 639)
  • Israelitische Kultusgemeinde Wien und Salzburg
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 26.09.2018 in Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 5

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