Josef KUMHART, geboren am 15. März 1897 in der Gemeinde Gnigl als Sohn einer Eisenbahnerfamilie, war Rangiermeister der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), verheiratet und hatte drei Töchter.
Die nach österreichischem Recht in der Gemeinde Gnigl heimatberechtigte Familie wohnte in der Nähe des Rangierbahnhofes im Haus Siedlerstraße 7. Die Gemeinde Gnigl, die bis Februar 1934 einen Sozialdemokraten und Eisenbahner als Bürgermeister hatte, ist seit 1935 ein Stadtteil von Salzburg.
Der Eisenbahner KUMHART war Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, ihrer Nebenorganisationen, ihres Republikanischen Schutzbundes und der Freien Gewerkschaft bis zu ihrer Zerschlagung durch die österreichische Diktatur.
Am 12. Februar 1934 beschlagnahmte die österreichische Staatspolizei den »Alarmplan« des Republikanischen Schutzbundes mit den Namen von 47 Aktivisten, darunter die Eisenbahner Franz ASCHENBERGER, Josef HAIDINGER und Josef KUMHART, die wie die meisten Salzburger Antifaschisten über alle politischen Brüche hinweg Angehörige der römisch-katholischen Kirche blieben.
Unter dem NS-Regime zählten sie zu der von Franz OFNER und Anton REINDL ins Leben gerufenen kommunistischen Widerstandsbewegung mit ihrem »Untergebiet Reichsbahn«.
Oberwerkmann Josef HAIDINGER war Leiter des »Untergebietes« und der Gruppe »Reichsbahnwerkstätte«.
Bekannt ist, dass KUMHART im Frühjahr 1941 von HAIDINGER für dessen Gruppe angeworben wurde, bis Jahreswende 1941/42 monatlich eine Reichsmark Mitgliedsbeitrag zahlte und zwei kommunistische Schriften zum Lesen erhielt.
Zu Beginn des Kriegsjahres 1942 gelang es der Gestapo mit Hilfe eines »Spitzels« (verdeckten Ermittlers), die Widerstandsnetze der Kommunisten und Sozialisten aufzurollen, zu zerschlagen.
Mindestens 79 Aktivistinnen und Aktivisten, darunter 29 Eisenbahner aus beiden Widerstandsorganisationen in Stadt und Land kamen in Konzentrationslagern oder Zuchthäusern zu Tode.
Der am 3. März 1942 von der Gestapo verhaftete Josef KUMHART wurde vom Gefangenenhaus des Landesgerichtes Salzburg in das Zuchthaus Landsberg am Lech und von dort wieder in das Gefangenenhaus des Landesgerichtes Salzburg transferiert, um hier vor Gericht gestellt zu werden.
In den fünf Strafverfahren des Oberlandesgerichtes Wien, die vom 23. bis 27. November 1942 am Landesgericht Salzburg stattfanden, wurden 30 Aktivisten der illegalen KPÖ, alle Eisenbahner, wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zu 212 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Zwei der 30 Eisenbahner, Josef KUMHART und Karl STEINOCHER, überlebten die Terrorjahre nicht. Vier Eisenbahner, Lorenz KÜNSTEL, Franz BROZ, Johann BRUCKMOSER und Ignaz GRABLER, starben nach ihrer Befreiung an Haftfolgen.
Der am 24. November 1942 zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilte Josef KUMHART wurde im Jänner 1943 in das Zuchthaus Straubing überstellt und im Juli 1943 zu einer Strafeinheit der Organisation Todt (OT) abkommandiert.
Er hatte Zwangsarbeit zu verrichten, erkrankte schwer und starb 47-jährig am 24. Dezember 1944 in Kevelaer, unweit der deutsch-holländischen Grenze.
Seine Witwe Maria hatte als Hinterbliebene im befreiten Österreich Anspruch auf Opferfürsorge und starb 73-jährig im Jahr 1969 in Salzburg.
Ihre drei verheirateten Töchter Maria, Berta und Josefa haben Nachkommen in Salzburg.
Quellen
- Stadt- und Landesarchiv Salzburg
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW)
Stolperstein
verlegt am 13.07.2015 in Salzburg, Siedlerstraße 7