Bertha KOHN, geborene Schwarz, wurde am 24. Juni 1874 als fünftes von acht Kindern des jüdischen Ehepaares Sophie, geborene Nossal, und Gustav Schwarz in Gmunden geboren.
Die seit 1894 in Salzburg lebende Familie Schwarz wohnte in einem »Faberhaus«, Hubert-Sattler-Gasse 3.

Der aus der südmährischen Gemeinde Tutschap (Tučapy) stammende Familienvater Gustav (Gutmann) Schwarz, von Beruf Weinhändler, war ein religiöser Jude, Religionslehrer und Tempelvorsteher, Mitglied des Vorstandes der Beerdigungsgesellschaft Chewra Kadischa und der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg.

Das Grab des noch in der Monarchie Österreich-Ungarn verstorbenen Ehepaares Schwarz befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Aigen bei Salzburg.

Zu ihren Lebenszeiten hatten drei ihrer vier Töchter in Salzburg geheiratet: Veronika und Anna, Ehefrauen der Brüder Adolf und Bernhard Mamma, und Bertha, seit Juni 1911 Ehefrau des um acht Jahre jüngeren Hermann KOHN, der seit 1907 als Kantor in der Salzburger Synagoge wirkte und somit im selben Jahr wie der Rabbiner Dr. Adolf ALTMANN nach Salzburg berufen worden war.

Das Vorhaben des Ehepaares KOHN, den jüdischen Bürgern und Gästen der Landeshauptstadt Salzburg koschere Speisen zu bieten, stieß zunächst bei der Interessenvertretung des Schankgewerbes und bei der Gewerbebehörde auf Ablehnung.
Da aber das antisemitische Salzburg bei den höheren Instanzen der Monarchie kein Gehör fand, erhielt Hermann KOHN am 13. Jänner 1912 seine Gewerbekonzession.

Seither führte er gemeinsam mit seiner Ehefrau Bertha ein bescheidenes Restaurant im Parterre des Hauses Haydnstraße 10, unweit der »Faber- und Hellerhäuser«, wo etwa 24 jüdische Familien wohnten.

Das Ehepaar KOHN, das kinderlos blieb, wohnte zunächst in einem »Faberhaus« und seit 1917 in der ersten Etage des Hauses Wolf-Dietrich-Straße 14, nahe der Synagoge an der Lasserstraße, die im Jahr 1901 errichtet worden war.

Die Synagoge, in der Hermann KOHN über drei Jahrzehnte als Kantor wirkte, wurde in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 von SA-Trupps verwüstet und erheblich beschädigt.

Das Ehepaar KOHN, das sein koscheres Speisehaus schon vor der Pogromnacht schließen musste, wurde im November 1938 aus Salzburg vertrieben – laut der polizeilichen Abmeldung nach Kanitz (Kanice) in Mähren, in die damals noch freie Tschechoslowakei, seit März 1939 »Reichsprotektorat Böhmen und Mähren« unter deutscher Herrschaft.

Aus der Shoah-Datenbank Yad Vashem geht hervor, dass Hermann KOHN 59-jährig am 22. Mai 1942 von Trebitsch (Třebíč) in Mähren nach Theresienstadt und nach drei Tagen, am 25. Mai 1942, in das Vernichtungslager Lublin-Majdanek deportiert und dort ermordet wurde.

In der österreichischen Opfer-Datenbank (DÖW) fehlt der 1882 in Aspern an der Donau geborene Hermann KOHN, dessen wundervolle Stimme den Überlebenden in guter Erinnerung blieb.

Nach wie vor ungeklärt ist der Schicksalsverlauf seiner Ehefrau Bertha. Eine Frau gleichen Namens, jedoch mit dem Geburtsdatum 26. August 1872, die sich im selben Transport wie Hermann KOHN nach Theresienstadt befand, wurde von dort in das Vernichtungslager Treblinka deportiert.

Gewiss ist allerdings, dass zwei in Gmunden geborene Schwestern der Bertha KOHN, Josefine Reis und Veronika Mamma sowie deren Ehemann Adolf Mamma in Treblinka ermordet wurden.

Die am 12. Dezember 1899 in Salzburg geborene Tochter des Ehepaares Mamma, die in München lebende und verheiratete Rosa Hechinger, zuletzt Patientin der Nervenheilanstalt Eglfing-Haar, wurde bereits am 30. November 1940 ermordet.

Bekannt ist noch, dass es Bertha KOHNS jüngerem Bruder Bruno gelang, in die USA zu flüchten.

Er lebte in Chicago und starb im August 1963.

Autor: Gert Kerschbaumer
Recherche: Verena Wagner

Stolperstein
verlegt am 14.07.2015 in Salzburg, Wolf-Dietrich-Straße 14

<p>HIER WOHNTE<br />
BERTHA KOHN<br />
GEB. SCHWARZ<br />
JG. 1874<br />
FLUCHT NOV. 1938<br />
TSCHECHIEN<br />
NICHT ÜBERLEBT</p>
Meldeschein von Bertha & Hermann Kohn

Alle Stolpersteine: Wolf-Dietrich-Straße 14