Balthasar WÖSS, geboren am 28. November 1892 in Salzburg, war katholisch, ledig und Tischlergeselle, spezialisiert auf Antiquitäten, in der Werkstätte seines Vaters, eines Tischlermeisters, im Haus Thumegger Bezirk 5.
Die Familie WÖSS war nach altösterreichischem Recht in der Stadt Salzburg heimatberechtigt.

Seine Mutter starb im Jahr 1923. Seine ältere Schwester Maria, von Beruf Köchin, führte den Haushalt.

Balthasar junior, der wegen einer körperlichen Behinderung den väterlichen Betrieb nicht übernehmen konnte, beschäftigte sich nebenher mit Astrologie und Zukunftsdeutung, was ihm unter dem NS-Regime zum Verhängnis wurde.
Er entging zwar der Verurteilung durch die NS-Justiz, wurde aber entmündigt und am 24. April 1940 in die Landesheilanstalt Salzburg-Lehen eingewiesen.

Der 48-jährige Balthasar WÖSS befand sich unter den 85 Pfleglingen, die am 21. Mai 1941 nach Hartheim deportiert und dort vergast wurden.

Sein Tod ist wie bei allen Opfern der nationalsozialistischen Geheimaktion »T4«1 in der Polizeimeldekartei der Stadt Salzburg nicht vermerkt.

Sein Vater starb 83-jährig im Jänner 1942 und seine Schwester Maria starb 80-jährig im September 1968 in Salzburg.

1 »T4«: benannt nach der »Euthanasie«-Zentrale in Berlin, Tiergartenstraße 4.
Hauptverantwortliche für die Krankenmorde in Salzburg: Dr. Friedrich Rainer als Reichsstatthalter, Dr. Oskar Hausner als Leiter des Gaufürsorgeamtes, Dr. Leo Wolfer als Leiter der Landesheilanstalt und Dr. Heinrich Wolfer als Leiter der erbbiologischen Abteilung der Landesheilanstalt (heute Christian-Doppler-Klinik).

Quellen

  • Stadtarchiv Salzburg
  • Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 22.03.2012 in Salzburg, Thumegger Straße 32

<p>HIER WOHNTE<br />
BALTHASAR WÖSS<br />
JG. 1892<br />
DEPORTIERT 21.5.1941<br />
SCHLOSS HARTHEIM<br />
ERMORDET 1941</p>
Foto: Gert Kerschbaumer

Alle Stolpersteine: Thumegger Straße 32