Michael KRITZINGER, geboren am 2. Juni 1893 in Waldzell, Bezirk Ried im Innkreis, war katholisch, ledig und Magistratsarbeiter in Salzburg.

Er war mit seinen Eltern um 1900 aus dem Innviertel zugezogen, war nach österreichischem Recht in Salzburg heimatberechtigt, wohnte seit 1916 im Stadtteil Schallmoos, Bayerhamerstraße 5, und war seit den 1920er Jahren Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, der Freien Gewerkschaft, des Republikanischen Schutzbundes und, nach dem Verbot aller Arbeiterorganisationen im Februar 1934, Mitglied der illegalen Revolutionären Sozialisten Österreichs (RSÖ).

Unter dem NS-Regime zählte er zu der von Franz OFNER und Anton REINDL ins Leben gerufenen kommunistischen Widerstandsbewegung. KRITZINGER wurde Anfang 1940 von Heinrich GITTLER für die illegale Kommunistische Partei (KPÖ) angeworben, war Mitglied der Ortsgruppe Gnigl und seit Mai 1941 Zellenleiter.

Zu Beginn des Kriegsjahres 1942 gelang es der Gestapo mit Hilfe eines »Spitzels« (verdeckten Ermittlers), die Widerstandsnetze der KPÖ und RSÖ aufzurollen und zu zerschlagen.

Mindestens 79 Aktivistinnen und Aktivisten, darunter 29 Eisenbahner aus beiden Widerstandsorganisationen in Stadt und Land kamen in Zuchthäusern oder Konzentrationslagern zu Tode.

Ehe Heinrich GITTLER, Leiter der kommunistischen Ortgruppe Gnigl, verhaftet wurde, übergab er dem Zellenleiter Michael KRITZINGER eine Schreibmaschine, um diese in ein Versteck zu bringen.
Der vom Personalamt der NSDAP als politisch unzuverlässig und daher als nicht beförderungswürdig beurteilte städtische Amtswart KRITZINGER wurde am 9. Februar 1942 von der Gestapo verhaftet, zunächst im Polizeigefängnis, dann im Gefangenenhaus des Landesgerichtes Salzburg inhaftiert, von dort in das Zuchthaus Landshut und Anfang Februar 1943 nach Berlin-Plötzensee überstellt, wo sich die zentrale Terrorstätte des »Volksgerichtshofes« befand.

Aus der Anklageschrift des Berliner »Volksgerichtshofes« vom 26. November 1942 geht hervor, dass die fünf Angeklagten Alois Innerberger, Michael KRITZINGER, Richard Schubert, Johann SCHWEITZER und Josef Sollereder, die Funktionäre der kommunistischen Ortsgruppe Gnigl waren, bis Februar 1934 der Sozialdemokratie und mit einer Ausnahme auch dem illegalen Republikanischen Schutzbund angehört hatten, was als straferschwerend galt.
Ins Gewicht fielen jedoch die kommunistischen Aktivitäten »über Ausbruch des Krieges mit Russland hinaus«.

Im Strafprozess, der am 19. Februar 1943 vor dem Berliner »Volksgerichtshof« unter dem Vorsitz von Hermann Granzow stattfand, wurden Johann SCHWEITZER, Richard Schubert und Josef Sollereder wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zu jeweils acht Jahren Zuchthaus und Michael KRITZINGER und Alois Innerberger wegen derselben Straftat zum Tode verurteilt.
Johann SCHWEITZER kam am 11. März 1944 im Zuchthaus Lüttringhausen zu Tode. Richard Schubert, Josef Sollereder und der zu einer Zuchthausstrafe begnadigte Zellenleiter Alois Innerberger überstanden die Terrorjahre.
Der 50-jährige Michael KRITZINGER, für den vermutlich niemand um Begnadigung bat, wurde am 13. September 1943 in Berlin-Plötzensee enthauptet.

Hinterbliebene, die im befreiten Österreich Anspruch auf Opferfürsorge hatten, sind nicht bekannt.

Die Personalvertretung der Stadtgemeinde Salzburg übernahm die Patenschaft für den Stolperstein Michael KRITZINGERs.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW)
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 02.07.2014 in Salzburg, Bayerhamerstraße 5

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