Johann SCHWEITZER, geboren am 14. Jänner 1913 in Budapest war katholisch, ledig, Installateur und Spengler.
Er wohnte bei seiner geschiedenen Mutter Therese Binder in der Gemeinde Gnigl (seit 1935 ein Stadtteil von Salzburg), Turnerstraße 6, und war Mitglied der sozialdemokratischen Jugendorganisationen, Kinderfreunde und Rote Falken, und des Arbeiter-Turn- und Sportvereins in Gnigl.

Unbekannt ist, ob er nach dem Verbot der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei im Februar 1934 den Revolutionären Sozialisten (RSÖ) oder der Kommunistischen Partei (KPÖ) angehörte.
Sein Name war jedenfalls nicht »polizei- und gerichtsbekannt«.

Gewiss ist, dass SCHWEITZER unter dem NS-Regime zu der von Franz OFNER reaktivierten kommunistischen Widerstandsbewegung zählte. Er wurde Anfang 1940 von Heinrich GITTLER für die illegale KPÖ angeworben, war Mitglied der Ortsgruppe Gnigl, außerdem Kassier und Leiter einer Zelle.

Zu Beginn des Kriegsjahres 1942 gelang es der Gestapo mit Hilfe eines eingeschleusten »Spitzels« (eines verdeckten Ermittlers), die Widerstandsnetze der KPÖ und RSÖ aufzurollen und zu zerschlagen. Mindestens 79 Aktivistinnen und Aktivisten, darunter 29 Eisenbahner aus beiden Widerstandsorganisationen in Stadt und Land kamen in Konzentrationslagern oder Zuchthäusern zu Tode.

Johann SCHWEITZER wurde am 20. Mai 1942 in der Wohnung seiner Mutter von der Gestapo verhaftet, zunächst im Polizeigefängnis und dann im Gefangenenhaus des Landesgerichtes Salzburg inhaftiert, von dort im Juni 1942 in das KZ Sachsenhausen deportiert und im Februar 1943 nach Berlin-Plötzensee überstellt, wo sich die zentrale Terrorstätte des »Volksgerichtshofes« befand.

Im Strafprozess, der am 19. Februar 1943 vor dem Berliner »Volksgerichtshof« unter dem Vorsitz von Hermann Granzow stattfand, wurden Michael KRITZINGER und Alois Innerberger wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zum Tode und Richard Schubert, Johann SCHWEITZER und Josef Sollereder wegen derselben Straftat zu je acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Richard Schubert, Josef Sollereder und der zu einer Zuchthausstrafe begnadigte Alois Innerberger überstanden die Terrorjahre.

Michael KRITZINGER wurde 50-jährig am 13. September 1943 in Berlin-Plötzensee enthauptet.
Der 31-jährige Johann SCHWEITZER kam am 11. März 1944 im Zuchthaus Lüttringhausen bei Remscheid zu Tode und wurde im katholischen Teil des Waldfriedhofs Lennep bei Remscheid bestattet.

Seine Mutter Therese Binder, die als Hinterbliebene im befreiten Österreich Anspruch auf Opferfürsorge hatte, starb 83-jährig 1967 in Salzburg.

Unbekannt ist das Schicksal ihrer Tochter Leopoldine Binder, die unter dem NS-Regime nach Ungarn geflüchtet war.

Bemerkenswert ist noch, dass auf einem Gedenkstein für die unter dem NS-Regime ermordeten Salzburger Eisenbahner auch der Name Johann SCHWEITZER steht.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW)
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 13.07.2015 in Salzburg, Turnerstraße 6

<p>HIER WOHNTE<br />
JOHANN SCHWEITZER<br />
JG. 1913<br />
IM WIDERSTAND<br />
VERHAFTET 20.5.1942<br />
ZUCHTHAUS LÜTTRINGHAUSEN<br />
ERMORDET 11.3.1944</p>
Johann Schweitzer
Foto: Archiv der KPÖ Gedenktafel für widerständige Eisenbahner in Gnigl Remise II (23. Jänner 1952), jetzt Salzburger Hauptbahnhof
Foto: Gert Kerschbaumer

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