Anton BRUGGER, geboren am 9. April 1911 in Kaprun, war ein Arbeiterkind aus dem katholisch-ländlichen Milieu. Seit den frühen 1930er Jahren bekannte er sich zu einer kleinen christlichen Gemeinschaft, zu den Reform-Adventisten, einer Bewegung der Siebenten-Tags-Adventisten, die in Österreich nicht verboten waren, aber wegen des Verbreitens ihrer religiösen Druckschriften, die angeblich katholische Bräuche wie den Marienkult herabzuwürdigen suchten, verfolgt werden konnten.

Anton BRUGGER, der eine Zeit lang auf der Straße Missionsarbeit betrieb, erhielt am 10. August 1934 im Landesgericht Klagenfurt eine dreiwöchige Arreststrafe. Danach lebte er abwechselnd in Zell am See und in der Landeshauptstadt Salzburg.

Unter dem NS-Regime misslang ihm sein Versuch, gemeinsam mit seiner Geliebten Ester über Italien nach Brasilien auszuwandern. Er kehrte allein nach Salzburg zurück und wohnte seit August 1940 im Stadtteil Maxglan, Josef-Schwer-Gasse 8.

Bekannt ist außerdem, dass Anton BRUGGER, der Zuckerbäcker lernte, in der Konditorei Fürst, beim Erfinder der Mozartkugel arbeitete und sich weiterhin zu den verbotenen Reform-Adventisten bekannte, die ebenso wie die Zeugen Jehovas die Gebote Gottes und speziell das fünfte »Du sollst nicht töten« zu beherzigen wussten, daher jeglichen Dienst mit der Waffe ablehnten, aus religiöser Überzeugung, nicht aus politischer.

Mit der »Wehrkraftschutzverordnung« vom 25. November 1939 konnte schon allein das religiöse Bekenntnis einer Zivilperson, die den Kriegsdienst noch nicht verweigert hatte, als »Teilnahme an einer wehrfeindlichen Verbindung« beurteilt werden. Wegen dieser »Straftat« wurde Anton BRUGGER am 14. März 1941 vom »Sondergericht« des Landesgerichtes Salzburg zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Er hatte seine Strafe in einem Strafgefangenenlager in Dieburg bei Darmstadt zu verbüßen.

Anton BRUGGER, der im November 1942 zur Wehrmacht einberufen wurde, aber aus religiösen Gründen den Führereid und Kriegsdienst verweigerte, wurde am 5. Jänner 1943 vom Reichskriegsgericht in Berlin wegen »Wehrkraftzersetzung« nach § 5 der »Kriegssonderstrafrechtsverordnung« zum Tode verurteilt und am 3. Februar 1943 in Brandenburg-Görden geköpft.

Im Jahr 1947 ehrte die Stadt Brandenburg den Pazifisten aus Salzburg. Seine Urne wurde dort in einem Ehrengrab beigesetzt. In Salzburg sind mittlerweile auch die acht wegen Kriegsdienstverweigerung hingerichteten Zeugen Jehovas bekannt: Johann Ellmauer, Gottfried Herzog, Franz MITTENDORFER, Johann PICHLER, Franz REITER, Josef WEGSCHEIDER und die Brüder Johann und Matthias Nobis.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg
  • Widerstand und Verfolgung in Salzburg, Band 2, Wien 1991. S. 352f.
  • Daniel Heinz: Kriegsdienstverweigerer und religiöser Pazifist: Der Fall Anton Brugger und die Haltung der Siebenten-Tags-Adventisten im Dritten Reich, DÖW-Jahrbuch 1996, S. 41-56.
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 19.04.2013 in Salzburg, Josef-Schwer-Gasse 8

<p>HIER WOHNTE<br />
ANTON BRUGGER<br />
JG. 1911<br />
ADVENTIST<br />
KRIEGSDIENST VERWEIGERT<br />
ZUCHTHAUS<br />
BRANDENBURG-GÖRDEN<br />
HINGERICHTET 3.2.1943</p>
Anton Brugger
Foto: Daniel Heinz, Historisches Archiv, Friedensau

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