Wladimir SUBOTA und Bozo MIKULANDRA – die beiden zählen zu den Terroropfern, die weder im Polizeimelderegister der Stadt Salzburg noch in der 1991 publizierten Dokumentation Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945 aufscheinen.

Anhand der Häftlingskarten des »SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamtes« lässt sich allerdings feststellen, dass beide im Polizeigefängnis am Rudolfsplatz, der unter dem NS-Regime Georg-von-Schönerer-Platz hieß, inhaftiert waren – vermutlich wegen Delikten, die zumeist von der Gestapo geahndet wurden: Arbeitsverweigerung, Flucht oder »staatsfeindliches Verhalten«.

Wladimir (Wolodymyr) SUBOTA, geboren am 1. Januar 1924 in Baschtanka, war ein im Kriegsjahr 1942 aus der Ukraine verschleppter Zwangsarbeiter, der auf der linken Brustseite das Kennzeichen »OST« zu tragen hatte.
Er war 18 Jahre jung, als ihn die Gestapo Salzburg in einem größeren Sammeltransport »russischer«, zumeist ukrainischer Häftlinge in das KZ Dachau deportieren ließ: am 8. August 1942 als »Schutzhäftling« Nr. 33707 registriert und am 12. Februar 1945 in Dachau ermordet.

Die Gestapo ließ am 11. Oktober 1943 über 50 jugoslawische Häftlinge vom Polizeigefängnis in das KZ Dachau deportieren, darunter Bozo MIKULANDRA, geboren am 18. September 1925 in Bilice bei Sibenik, Kroatien: 18-jährig als jugoslawischer »Schutzhäftling« Nr. 56345 im KZ Dachau registriert, am 31. Oktober 1943 in das KZ Buchenwald verlegt und dort als Häftling Nr. 35539 am 7. Februar 1945 ermordet.

Bozo MIKULANDRA und Wladimir SUBOTA, bei ihrem Tod 19 bzw. 21 Jahre jung, stehen für die unzählbaren und namenlosen Terroropfer aus Jugoslawien und der Sowjetunion.

Täter haben hingegen Gesichter und Namen. Sie stehen längst in Wikipedia: beispielsweise Dr. Humbert Achamer-Pifrader, österreichischer Jurist und Polizeibeamter in Salzburg, ehe er wegen illegaler NS-Betätigung im Jahr 1935 ausgebürgert wurde, nach Deutschland flüchtete, dort Polizei- und SS-Karriere machte: als SS-Standartenführer und Kommandeur der »Einsatzgruppe A« in der Sowjetunion für Massenmorde an jüdischen Zivilisten verantwortlich.

In Wikipedia finden wir weitere Täter mit Salzburg-Bezug, zum Beispiel Herbert Andorfer, der als Kommandant des Konzentrationslagers Sajmište bei Belgrad etwa 7.000 jüdische Häftlinge, zumeist Frauen und Kinder in einem Gaswagen ermorden ließ (siehe Walter Manoschek: »Serbien ist judenfrei«, München 1993, 169ff).

SS-Obersturmführer Andorfer gelang es, in Venezuela unterzutauchen. Er wurde aber nach seiner Rückkehr vom Landgericht Dortmund wegen seiner Verbrechen als KZ-Kommandant von Sajmište zu 30 Monaten Haft verurteilt, jedoch weder in Deutschland noch in Österreich für seine Verbrechen als SS-Kommandant (»Kommando Andorfer«) in Venetien und Bassano del Grappa. Herbert Andorfer, der seine SS-Karriere in der SS-Standarte 76 in Salzburg begonnen hatte, wo er mit seiner Familie heimatberechtigt war, lebte schließlich unbehelligt in Salzburg und starb 92-jährig am 17. Oktober 2003, bestattet auf dem Kommunalfriedhof.

Im Schatten der Erinnerung stehen nach wie vor die österreichischen Freiheitsbataillone, die in Jugoslawien gegen Wehrmachts- und SS-Kommandos gekämpft hatten: darunter vierzehn namentlich bekannte Aktivisten aus Stadt und Land Salzburg, wovon aber nur drei, Ernst Kindlinger, Georg Madreiter und Rudolf Weindlmayr, als »Opfer des Kampfes um ein freies, demokratisches Österreich« anerkannt wurden, obschon der Passus »Kampf mit der Waffe« im Opferfürsorgegesetz 1947 exakt auf Kämpfer der österreichischen Freiheitsbataillone zutrifft.

Quellen

  • Häftlingskarten der SS (Gestapo Salzburg)
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 28.09.2017 in Salzburg, Rudolfsplatz 3

Alle Stolpersteine: Rudolfsplatz 3