Aloisia WOLF, geboren am 3. Jänner 1930 in Graz, römisch-katholisch getauft, war das vierte von zehn Kindern des Ehepaares Theresia, geborene Leimberger, und Albert WOLF, von Beruf Schirmmacher und Musikant, eine Familie, die sich mit ihrem Wohnwagen im Oktober 1936 in Salzburg ansiedelte.

Vier der zehn Kinder wurden in Salzburg geboren: Albin, Marianne und die beiden jüngsten am 4. September 1940, die Zwillinge Hans und Grete.

Unter dem NS-Regime hatte der Familienvater Albert WOLF eine feste Anstellung als städtischer Straßenwärter. Außerdem ist in der Polizeimeldekartei der Stadt Salzburg dokumentiert, dass die Familie WOLF seit 28. Februar 1940 im »Behelfsheim« Nr. 22 wohnte.
Die Stadtgemeinde hatte die als »Behelfsheime« bezeichneten Wohnbaracken aus Holz am Kräutlerweg in Maxglan, demnach auf der linken Seite der Glan, für obdachlose Familien errichtet.

Unweit des Kräutlerweges, allerdings auf der rechten Seite der Glan, nahe dem Schwarzgrabenweg im Stadtteil Leopoldskron-Moos, befand sich das »Zigeunerlager«, wo seit September 1940 über 200 Sinti zwangsinterniert waren, darunter Mitglieder der Großfamilien Leimberger-Lichtenberger, Verwandte der Theresia WOLF.

Im April 1943 wurden die Sinti-Familien zum größeren Teil nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Bericht der dafür verantwortlichen Kriminalpolizei heißt es:

[…] Der Gau Salzburg ist somit mit Ausnahme weniger noch anwesender Zigeuner nunmehr zigeunerfrei.
Soweit noch Zigeuner hier sind (etwa 20) handelt es sich um Zigeunerfamilien, die schon seit vielen Jahren entweder in der Gauhauptstadt oder in einzelnen Orten im Gau Salzburg ansässig sind und sich einigermaßen sozial angepasst haben, zum Teil sind sie auch mit Deutschblütigen verheiratet.
Hinsichtlich dieser restlichen Zigeuner sind vom Reichssicherheitshauptamt noch besondere Maßnahmen vorgesehen.
i. A. (Huber) SS-Obersturmführer und Kriminalkommissär

Gefährdet waren somit auch die als »ansässig« und »sozial angepasst« geltenden Familien, die im »Zigeunerkataster« der Kriminalpolizei geführt wurden.

Bekannt ist, dass die Familie Rechberger, die im Sommer 1940 auf dem Trabrennplatz in Parsch und dann im »Zigeunerlager« in Leopoldskron-Moos interniert war, aber freigelassen wurde, weil der Familienvater als »deutschblütig« galt, in Salzburg den rassistischen Terror überstand, doch nicht alle Mitglieder der Familie WOLF.

Der an Asthma leidende Familienvater Albert WOLF starb 39-jährig am 18. Juli 1943 im Landeskrankenhaus Salzburg, womit die Gefährdung der Witwe und ihrer zehn minderjährigen Kinder akut wurde.

Theresia WOLFS viertgeborenes Kind Aloisia, das sich vorübergehend in einem Wiener Heim befand, wurde nach Auschwitz-Birkenau Abschnitt B II e (»Zigeunerfamilienlager«) deportiert und am 10. Mai 1944 als Nummer Z-10628 registriert.

Aloisia war 14 Jahre jung bei ihrem Tod (vermutlich gleich beim Zugang ins Gas geschickt).

Das »Behelfsheim« Nr. 22 am Kräutlerweg in Maxglan, wo die Mutter Theresia WOLF und ihre neun Kinder noch eine Zeit lang nach der Befreiung Salzburgs wohnten, diente den wenigen Überlebenden der Konzentrationslager – Ursula Leimberger, Magdalena Kerndlbacher und Johann Krems – als Anlaufstelle.

Frau WOLFs Tochter Christine starb 12-jährig im Jahr 1947 bei einem Unfall. Sieben Kinder verließen Salzburg in den 1950er Jahren.
Am 4. September 1966 starb Frau WOLF 64-jährig bei einem Unfall auf der Autobahn.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg und Wien
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 19.04.2013 in Salzburg, Kräutlerweg

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