Josef MACKINGER, geboren am 12. März 1892 in Kirchberg bei Mattighofen, war Eisenbahner, verheiratet und hatte einen Sohn, Josef, der im Jahr 1922 in Seekirchen geboren und ebenfalls Eisenbahner wurde.

Die Familie zog 1933 von Seekirchen in die Gemeinde Gnigl (seit 1935 ein Stadtteil von Salzburg) und wohnte im Haus Linzer Reichsstraße 67 (heute Amselstraße 11).

Josef MACKINGER war Sozialdemokrat und Gewerkschafter bis zum Verbot aller Arbeiterorganisationen im Februar 1934. Der im Heizhaus beschäftigte Eisenbahner ließ sich im Herbst 1939, nach Beginn des Zweiten Weltkrieges, von den illegalen Revolutionären Sozialisten Österreichs (RSÖ), deren Salzburger Gruppe Engelbert WEISS reaktivierte, als Mitglied anwerben.

Glaubhaft ist, dass MACKINGER bis Ende 1941 monatlich eine Reichsmark Mitgliedsbeitrag zahlte und dass die Beiträge der RSÖ-Mitglieder vornehmlich zur Unterstützung von Familien inhaftierter oder sonst in Not geratener Arbeitskollegen dienten — eine Aktion sozialistischer Arbeitersolidarität, die das NS-Regime jedoch als kommunistisch deklarierte: »Rote Hilfe« (eine illegale Organisation der KPÖ).

Zu Beginn des Kriegsjahres 1942 gelang es der Gestapo mit Hilfe eines verdeckten Ermittlers aus Bayern, die vom Eisenbahner Engelbert WEISS geleitete Widerstandsgruppe der Revolutionären Sozialisten zu zerschlagen. Die verhafteten RSÖ-Mitglieder, rund 85 aus Stadt und Land Salzburg, vorwiegend Eisenbahner, denen weder Waffengebrauch noch Sabotage nachgewiesen werden konnte, wurden ausnahmslos wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« angeklagt, davon drei zum Tode verurteilt und hingerichtet: die Eisenbahner Engelbert WEISS, August GRUBER und Anton GRAF.

Darüber hinaus kamen neun RSÖ-Genossen aus Stadt und Land Salzburg in Konzentrationslagern oder Gefängnissen zu Tode. Einer starb nach der Befreiung Salzburgs an den Haftfolgen.

Der am 15. Juni 1942 von der Gestapo verhaftete Josef MACKINGER wurde am 21. Juni 1942 in das KZ Dachau deportiert, als »Schutzhäftling« Nr. 30534 registriert und am 27. Mai 1943 in das Gefangenenhaus des Landesgerichtes Salzburg überstellt.

Am 5. Oktober 1943 stand er mit weiteren Eisenbahnern in Salzburg vor Gericht. Das in Salzburg tagende Oberlandesgericht Wien verurteilte ihn wegen »Vorbereitung zum Hochverrat, begangen durch Beitragszahlungen für die Rote Hilfe der RSÖ«, zu drei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus. Am 8. Jänner 1944 wurde er in das Zuchthaus Bruchsal bei Karlsruhe überstellt.

Dort kam er 52-jährig am 16. Dezember 1944 zu Tode.

Seine verwitwete Ehefrau Josefa, die erst am 8. Februar 1945 die Todesnachricht erhielt, hatte als Hinterbliebene im befreiten Österreich Anspruch auf Opferfürsorge, musste aber einen weiteren Verlust erleiden: Ihr jüngerer Sohn Josef, Eisenbahner wie sein Vater, starb 27-jährig.

Die Witwe starb 76-jährig in Salzburg. Sie hinterließ mit Leopold Wally einen Sohn, den sie in die Ehe eingebracht hatte.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW)
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 13.07.2015 in Salzburg, Amselstraße 11

<p>HIER WOHNTE<br />
JOSEF MACKINGER<br />
JG. 1892<br />
IM WIDERSTAND<br />
VERHAFTET 15.6.1942<br />
ZUCHTHAUS BRUCHSAL<br />
BEI KARLSRUHE<br />
ERMORDET 16.12.1944</p>
Josef Mackinger
Foto: Privat Josepha Mackinger (geb. Wally) mit dem gemeinsamen Sohn Josef Mackinger jr.
Foto: Privat

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