Hermine BECHINSKY, geborene Stein, geboren am 25. Mai 1861 in Teltsch (Telc), im damals noch österreichischen Mähren (hernach Tschechoslowakei), war Jüdin, die mit ihrem Ehemann Josef BECHINSKY, der Industrieangestellter war, in Wien lebte.
Ihr Ehemann starb 58-jährig am 3. Dezember 1912, bestattet in der israelitischen Abteilung des Wiener Zentralfriedhofs.

Die Witwe wohnte seither bei ihrer Tochter Ella, geboren am 15. Juli 1886 in Teltsch (Telc), die in Salzburg mit Dr. Otto Fuchs, einem Realschulprofessor, verheiratet war.
Ihr katholischer Ehemann wurde im Gewaltjahr 1938 aus dem Schuldienst entlassen, weil er sich von seiner jüdischen Ehefrau nicht scheiden ließ. Dadurch blieb allerdings Ella Fuchs vor Verfolgungen geschützt.

Ihr Grundstück in Salzburg-Josefiau wurde jedoch 1939 enteignet, nach der Befreiung Salzburgs nicht restituiert. Das Ehepaar Fuchs, das nach wie vor im Haus Schlachthofgasse 19 (seit 1960 Hans-Prodinger-Straße 19)1 wohnte, überstand die Terrorjahre. Ella Fuchs, geborene BECHINSKY, starb am 27. Juli 1964 in Salzburg.

Das Schicksal ihrer Mutter blieb bislang unbekannt, schon deshalb, weil sie tschechische Staatsbürgerin war und in der österreichischen Shoah-Datenbank nicht aufscheint.

Die verwitwete Hermine BECHINSKY flüchtete 1938 in die damals noch freie Tschechoslowakei, seit März 1939 »Reichsprotektorat Böhmen und Mähren« unter deutscher Herrschaft, und wurde am 18. Mai 1942 im Transport Av, Häftlingsnummer 666, von Trebitsch (Trebic) in Mähren nach Theresienstadt deportiert, dort 81-jährig am 30. April 1943 ermordet.

1 Das Haus Schlachthofgasse 19 war Eigentum des jüdischen Ehepaares Gottlieb und Hermine Winkler. Im Jahr 1921 starb Gottlieb Winkler, Vizepräsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg. Die Witwe Hermine Winkler war Alleineigentümerin bis zu ihrem Tod 1937.
Unbekannt war bislang, dass Adolf Eichmann im Jahr 1933, damals Angestellter der Vacuum Oil Company, unter dem NS-Regime bekanntlich einer der Hauptorganisatoren des Holocaust, im Haus Schlachthofgasse 19 wohnte, das Antisemiten als »Judenhaus« diffamierten.
Das Haus wurde unter dem NS-Regime enteignet und in den 1950er Jahren an Hermine Winklers Erben Hugo Winkler und die Israelitische Kultusgemeinde Wien restituiert. 1960 wurde die Schlachthofgasse auf Antrag der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) im Gemeinderat der Stadt Salzburg einstimmig in Hans-Prodinger-Straße umbenannt.
In den 1920er Jahren war Hans Prodinger aggressiver Antisemit, Nationalsozialist, führender »Anschluss«-Politiker und Abgeordneter des Salzburger Landtags.

Quelle

  • Yad Vashem und Theresienstädter Gedenkbuch 1995: Bechynská Hermína roz. Steinová 25.5.1861 Telč
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 07.07.2011 in Salzburg, Hans-Prodinger-Straße 19

<p>HIER WOHNTE<br />
HERMINE BECHINSKY<br />
GEB. STEIN<br />
JG. 1861<br />
DEPORTIERT 18.5.1942<br />
THERESIENSTADT<br />
ERMORDET 30.40.1943</p>
Meldeschein von Hermine Bechinsky

Alle Stolpersteine: Hans-Prodinger-Straße 19