Ambros TRAGBAUER, am 27. November 1902 in Gösel bei St. Gertraud im Lavanttal geboren und katholisch getauft, war ein Kind der ledigen Hausgehilfin Daphrose Tragbauer.

Ihr Sohn Ambros hatte ebenfalls keinen erlernten Beruf. Er war unter anderem Gärtnergehilfe und Eisenbahnarbeiter. Er hatte einen Arbeitsunfall und war in den 1930er Jahren eine Zeit lang arbeitslos.

Während der prekären Lebensverhältnisse geriet er mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt: amtlich registrierte Vorstrafen und obendrein ein schlechter Leumund auf Lebensdauer.

Ambros TRAGBAUER war seit 1933 verheiratet und in St. Andrä im Lavanttal Gemeindediener, was ihm offensichtlich Halt gab. Bezeichnend ist überdies, dass er sich von keiner Seite politisch mobilisieren ließ – weder vor noch während der nationalsozialistischen Herrschaft.

Ambros TRAGBAUER war kein Held, als er am 26. Juli 1943 seiner Einberufung zur deutschen Wehrmacht Folge leistete. Er sollte in der Anton-Wallner-Kaserne, Standort der Gebirgssanitäter in der Gemeinde Saalfelden am Steinernen Meer, kriegstauglich gemacht werden.

Wegen seiner schlechten Konstitution durfte er einen 14-tägigen Erholungsurlaub bei seiner Familie im Lavanttal verbringen. Am 10. November 1943 sollte er sich wieder in seiner Kaserne einfinden.

Nicht zu bezweifeln ist, dass Ambros TRAGBAUER in den folgenden Monaten durch Krankmeldungen, Spitalsaufenthalte, Fluchtfahrten und Fälschungen von Dokumenten versuchte, sich dem Kriegsdienst zu entziehen. Am 23. April 1944 lief er der Gendarmerie in die Arme.

Ambros TRAGBAUER wurde am 11. Mai 1944, zweieinhalb Wochen nach seiner Festnahme, im Salzburger Justizgebäude vom Kriegsgericht der Division 418 wegen seiner Vorstrafen als »asozial« geächtet und wegen »Fahnenflucht« zum Tode verurteilt.

Am Kriegsgericht der Division 418 fungierte Dr. Ferdinand Voggenberger als Ankläger und Dr. Julius Poth als Richter. Beide waren österreichische Juristen – Blutrichter in Salzburg.

Am 8. Juni 1944 wurde Ambros TRAGBAUER 41-jährig in München-Stadelheim geköpft und sein Leichnam auf dem nahen Friedhof am Perlacher Forst anonym verscharrt.

Unbekannt ist nach wie vor, wie sein gewaltsames Ende im Kriegsjahr 1944 von seiner Familie im Lavanttal wahrgenommen wurde.

Schließlich ist festzuhalten, dass Ambros TRAGBAUER eines von vielen Opfern der Kriegsjustiz ist, die in der 1991 publizierten Dokumentation Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945 nicht aufscheinen.

Nach der Befreiung Österreichs dauerte es Jahrzehnte, bis die Deserteure der deutschen Wehrmacht rehabilitiert wurden: mit dem am 1. Dezember 2009 in Kraft getretenen Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetz des österreichischen Nationalrats.

Quellen

  • Österreichisches Staatsarchiv und Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Todesurteil St. P. L. I 249/44 Ambros Tragbauer)
  • Archiv der Diözese Gurk (Matrikenbücher)
  • Hauptstaatsarchiv München
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 27.09.2022 in Salzburg, Kajetanerplatz 2

<p>AMBROS TRAGBAUER<br />
JG. 1902<br />
KRIEGSDIENST VERWEIGERT<br />
HINGERICHTET 8.6.1944<br />
MÜNCHEN-STADELHEIM</p>
Gedenktafel am Salzburger Landesgericht
Foto: Gert Kerschbaumer Das Symbol der NS-Zivil- und Militärjustiz: Richtschwert mit Parteiadler und Hakenkreuz Todesurteil gegen Ambros Tragbauer in Salzburg am 11. Mai 1944

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