Leo KÖHLER, geboren am 5. August 1897 in Salzburg, war das einzige Kind des jüdischen Ehepaares Max und Hermine KÖHLER (vormals Kohn)1, das in Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 5, eine bereits in der Monarchie renommierte Schneiderei betrieb.
Die Familie KÖHLER war nach österreichischem Recht in der Stadt Salzburg heimatberechtigt.

Sohn Leo, von Beruf Schneider und Kaufmann, heiratete 1922 die Wiener Jüdin Martha Werner, die am 11. August 1923 in Salzburg ein Kind bekam: Gertrude.

Leo und sein Vater Max KÖHLER waren Vorstandsmitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg.

Leo KÖHLER zählte zu den 26 Salzburger Juden, die von der Gestapo in der Reichspogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 verhaftet, in das KZ Dachau deportiert und dort erst entlassen wurden, als sie unter Zwang der »Arisierung« ihres Besitzes und ihrer sofortigen »Auswanderung« zugestimmt hatten.2

Leo KÖHLER fuhr nach seiner Entlassung am 20. November nach Wien, wo schon seine Familie und Eltern warteten. Dort trennten sich aber ihre Wege. Leo hatte für seine Familie offensichtlich Visa für Großbritannien erhalten. Gewiss ist jedenfalls, dass Leos Ehefrau Martha und Tochter Gertrude im Jänner 1939 nach London reisen und später in die USA emigrieren konnten. Leo KÖHLER wollte jedoch seine in Wien gefährdeten Eltern nicht allein lassen, weshalb er mit ihnen nach Italien flüchtete, wo sie zuerst in Meran und dann in Bologna lebten.

Nach der deutschen Besetzung Nord- und Mittelitaliens wurde Leo KÖHLER in Fossoli, in einem Transitlager der deutschen Polizei interniert und von dort im Frühjahr 1944 entweder nach Bergen-Belsen oder nach Auschwitz deportiert.
Beim Abzug der deutschen Truppen wurden alle Dokumente vernichtet, weshalb wir keine exakten Daten haben. Gewiss ist allerdings, dass Leo KÖHLER den Terror nicht überlebte.

Leos Vater Max KÖHLER starb 80-jährig am 12. Januar 1947 in Bologna. Seine Mutter Hermine KÖHLER emigrierte hierauf nach London, wo sie 82-jährig im Jahr 1959 starb.

Ihr in Salzburg enteignetes Haus Dreifaltigkeitsgasse 5 wurde nicht restituiert (nach einem gerichtlichen Vergleich im Jahr 1949 erhielt die Witwe lediglich eine sogenannte Abschlagszahlung).

Leos Ehefrau Martha starb 1974 in Tustin, Kalifornien. Ihre in Salzburg geborene Tochter Gertrude heiratete 1950, lebte mit ihrer Familie in Tustin und starb dort 2012.

1 Eltern Max Kohn (1910 Namensänderung in Köhler), geboren 6. März 1867 in Lackenbach, Schneidermeister, und Hermine, geborene Feiglstock-Feri, geboren 4. Dezember 1876 in Wien, Trauung am 5. Jänner 1896 in Wien (Israelitische Kultusgemeinde)

2 Salzburger Juden, die von der Gestapo in der Reichspogromnacht vom 9. zum 10. November in Salzburg verhaftet, in das KZ Dachau deportiert und nach erzwungenen Erklärungen entlassen wurden: Dr. Hans Aninger, Heinrich Berkowitz, Manfred Bonyhadi, Dr. Paul Freund, Isidor Fuchs, Arthur Fürst, Dr. Hermann Glaser, Otto Grindlinger, Brüder Hugo und Karl Klein, Leo Köhler, Artur Kohn, Brüder Ernst, Ludwig und Otto Löwy, Rabbiner Dr. David Margules, Isidor Mendelowitz, Julius Neuwirth, Robert Ornstein, Alfred Pirak, Rudolf Singer, Ladislaus Spiegel, Witthold Wagen, Camillo Weil, Dr. Richard Weinberger und Leo Werner.
Bekannt ist außerdem, dass Salzburger Juden auch in anderen Orten, zum Beispiel Max Sonn in Linz und Martin Schönhorn in Wien verhaftet, deportiert und nach erzwungenen Erklärungen entlassen wurden.

Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 07.07.2011 in Salzburg, Plainstraße 18

<p>HIER WOHNTE<br />
LEO KÖHLER<br />
JG. 1897<br />
FLUCHT 1938 ITALIEN<br />
INTERNIERT<br />
TRANSITLAGER FOSSOLI<br />
DEPORTIERT 1944<br />
SCHICKSAL UNBEKANNT</p>
Meldeschein von Leo Köhler

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