Josef RIEDHERR, geboren am 5. März 1894 in der Gemeinde Maxglan bei Salzburg, war selbständiger Tischlermeister, verheiratet und hatte zwei Kinder, Johanna und Josef.
Die Familie war nach österreichischem Recht in Maxglan und seit 1935 in der Landeshauptstadt Salzburg heimatberechtigt.

Bis zum Jahr 1934 hatte die Gemeinde Maxglan einen sozialdemokratischen Bürgermeister. RIEDHERR war sowohl Katholik als auch Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und ihres Arbeiterturn- und Sportvereines bis zu ihrer Zerschlagung im Februar 1934.

Aufschluss über die politische Aktivität Josef RIEDHERRS unter dem NS-Regime geben der Schlussbericht der Gestapo vom 20. April 1942 und das Strafverfahren des Oberlandesgerichtes Wien vom 13. Oktober 1942 gegen acht Aktivisten der illegalen Ortsgruppe Maxglan der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ).

Ihre Ortsgruppe, der RIEDHERR seit August 1940 angehörte, leitete zunächst der Schuhmacher Josef Hofkirchner und seit November 1940 der Radiotechniker Rudolf SMOLIK. Deren Aktivität beschränkte sich auf Mitgliederwerbung, Einhebung von Mitgliedsbeiträgen und Unterstützung von Genossen und Familien, die in Not gerieten: »Rote Hilfe«. Der von Josef Hofkirchner für die KPÖ angeworbene Josef RIEDHERR zahlte monatlich eine Reichsmark, letztmalig im Jänner 1942, somit insgesamt 17 Reichsmark.
In diesen 17 Monaten erhielt er zweimal Informationsblätter oder Schulungsbriefe der KPÖ. Zu Beginn des Kriegsjahres 1942 konnte die Gestapo mit Hilfe ihres verdeckten Ermittlers Josef Kirschner aus Bayern, der seit August 1941 in Maxglan wohnte, die Organisationen des kommunistischen und sozialistischen Widerstandes zerschlagen.

Mindestens 79 Aktivistinnen und Aktivisten aus den beiden Organisationen kamen in Konzentrationslagern oder Zuchthäusern zu Tode.

Josef RIEDHERR wurde am 26. März 1942 verhaftet, im Polizeigefängnis inhaftiert, im April nach Landshut und Anfang Oktober wieder nach Salzburg überstellt.

Bekannt ist außerdem, dass vom 12. bis 16. Oktober 1942 die Strafprozesse des 7. Senats des Oberlandesgerichtes Wien gegen 24 Aktivisten der illegalen KPÖ aus Stadt und Land Salzburg im Schwurgerichtssaal des Landesgerichtes Salzburg stattfanden.

Am 13. Oktober 1942 wurden acht Mitglieder der illegalen KP-Ortsgruppe Maxglan, die mit einer Ausnahme der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bis ihrer Zerschlagung im Februar 1934 angehört hatten, zu insgesamt 49 Jahren Zuchthaus verurteilt.
In der Urteilsbegründung heißt es, dass die Angeklagten, darunter Josef RIEDHERR, »ihr strafbares Verhalten auch noch in der Zeit fortsetzten, als das Deutsche Volk schon im schweren Abwehrkampf mit dem Bolschewismus stand«.

Der am 13. Oktober 1942 wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zu acht Jahren Zuchthaus verurteilte Josef RIEDHERR wurde gegen Ende November 1942 vom Gefangenenhaus des Landesgerichts Salzburg in das Zuchthaus Straubing überstellt.

Im Juli 1943 wurde er von der Deutschen Wehrmacht für ihre Strafdivision 999, landläufig als »Strafbataillon 999« bezeichnet, zwangsrekrutiert. Er zählte somit zu den Häftlingen, darunter viele zu Zuchthausstrafen und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilte, daher als »wehrunwürdig« geltende Gegner des Regimes, die auf Kriegsdauer für »wehrwürdig« erklärt und zur »Frontbewährung« abkommandiert wurden.
Der Deutschen Wehrmacht dienten ihre Kasernenlager in Heuberg bei Ulm als Aufstellungsort für ihre Strafdivision 999 oder »Bewährungseinheit«.

Recherchen ergaben, dass Josef RIEDHERR dem am 28. Juli 1943 in Heuberg aufgestellten XIII. Festungsinfanterie-Bataillon 999 angehörte, das am 25. November 1943 an die »Südfront« verlegt wurde und im besetzten Griechenland, auf den zum Dodekanes in der südöstlichen Ägäis gehörenden Inseln, zunächst auf Samos und seit 28. September 1944 auf Leros stationiert war.

Nach der deutschen Kapitulation und der Rückkehr der Briten auf die Insel Leros wurden die dort zurückgelassenen deutschen Besatzungssoldaten als »prisoner of war« (POW) in Kriegsgefangenenlager nach Ägypten gebracht.
Der zuletzt im Camp 380 am Suezkanal internierte Josef RIEDHERR wurde mit anderen Kriegsgefangenen, darunter Johann BRUCKMOSER, Eisenbahner aus Maxglan, im Dezember 1946 nach Österreich transportiert und hier als Schwerkranker entlassen.
Josef RIEDHERR starb 53-jährig am 1. Mai 1947 in Salzburg.

Seine Ehefrau Johanna hatte als Hinterbliebene im befreiten Österreich Anspruch auf Opferfürsorge und starb 73-jährig 1970 in Salzburg.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW)
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 18.08.2016 in Salzburg, Stieglstraße 1

<p>HIER WOHNTE<br />
JOSEF RIEDHERR<br />
JG. 1894<br />
IM WIDERSTAND<br />
VERHAFTET 26.3.1942<br />
ZUCHTHAUS STRAUBING<br />
TOT AN HAFTFOLGEN<br />
1.5.1947</p>
Josef & Johanna Riedherr mit den Kindern Johanna Maria & Josef (ca. 1926)
Foto: privat

Alle Stolpersteine: Stieglstraße 1