Josef WARTINGER, geboren am 6. Februar 1897 in Kirchberg-Thening bei Linz in Oberösterreich, war Maurerpolier und verheiratet. Das Ehepaar wohnte im Salzburger Stadtteil Itzling, Muhrgasse 11.

Josef »Sepp« WARTINGER war Leiter des Republikanischen Schutzbundes von Itzling, Funktionär der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und der Freien Gewerkschaft Sektion Bauarbeiter bis zu ihrem Verbot im Februar 1934. Danach war er Mitglied der illegalen Revolutionären Sozialisten Österreichs.

Unter dem NS-Regime zählte er zu der von Franz OFNER und Anton REINDL ins Leben gerufenen kommunistischen Widerstandsbewegung. WARTINGER war Leiter der illegalen Ortsgruppe Itzling. Zu Beginn des Kriegsjahres 1942 gelang es der Gestapo, die von Anton Reindl geleitete kommunistische Landesorganisation durch Einschleusen eines Spitzels aufzurollen und zu zerschlagen.

Um jegliche organisierte Widerstandsregung für immer zu ersticken, ließ die Gestapo neun Ehefrauen aus den kommunistischen Ortsgruppen Gnigl, Itzling und Hallein vom Polizeigefängnis Salzburg mit Sammeltransporten nach Auschwitz deportieren.

Mindestens 79 Aktivistinnen und Aktivisten, darunter 29 Eisenbahner, aus den kommunistischen und sozialistischen Widerstandsgruppen in Stadt und Land kamen in Konzentrationslagern oder Zuchthäusern zu Tode oder starben nach der Befreiung an Haftfolgen.

Josef WARTINGER wurde am 10. Februar 1942 von der Gestapo verhaftet, gemeinsam mit seinen Genossen Rudolf HARTL, Rudolf SMOLIK, Leopold HOCK und Josef THALHAMMER am 3. März 1943 vom »Volksgerichtshof« (1. Senat unter dem Vorsitz Paul Lämmles im Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Salzburg) wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« und »Feindbegünstigung« zum Tode verurteilt und 46-jährig am 30. Juli 1943 in München-Stadelheim hingerichtet.

Bemerkenswert ist außerdem, dass die Hauptverhandlung des »Volkgerichtshofes« gegen Mitglieder der kommunistischen Ortsgruppe Itzling am 2. und 3. März 1943 in Salzburg stattfand und dass dabei der NSDAP-Ortsgruppenleiter von Itzling Johann Hofer für alle Angeklagten die Todesstrafe forderte.1

Josef WARTINGERS verwitwete Ehefrau Marie verließ Salzburg im Herbst 1943, über ihr Schicksal ist nichts bekannt.

Auf Initiative des Landesverbandes Salzburg der österreichischen KZler, Häftlinge und politisch Verfolgten wurden die in München-Stadelheim ermordeten Kommunisten Franz ASCHENBERGER, Josef HAIDINGER, Rudolf HARTL, Leopold HOCK, Franz PÖTTINGER, Josef THALHAMMER und Josef WARTINGER auf dem Forstfriedhof in München-Perlach exhumiert und am 1. November 1950 unter Beteiligung des Gnigler Pfarrers Franz Dürnberger auf dem Kommunalfriedhof in Salzburg feierlich bestattet.

Der Vorschlag des antifaschistischen Personenkomitees im Jahr 1988, nach Josef WARTINGER in Salzburg einen öffentlichen Verkehrsweg zu benennen, geriet in Vergessenheit.

1 Johann Hofer, der als NSDAP-Ortgruppenleiter von Itzling am 3. März 1943 am Prozess des Volksgerichtshofes gegen die vier Widerständler aus Itzling teilnahm, vertrat dort die Ansicht, dass die Angeklagten unverbesserliche Kommunisten seien und daher keine andere Strafe als die Todessstrafe verdienten.
Bekannt ist außerdem, dass der in Itzling lebende Schuhmacher Rudolf BEER auf Betreiben des Ortsgruppenleiters Johann Hofer von der Gestapo verhaftet, in das KZ Mauthausen deportiert und dort ermordet wurde. Durch Denunziationen wurden mehrere Personen aus dem Stadtteil Itzling von der Gestapo in diverse Konzentrationslager deportiert, zum Beispiel Frau Elise Kaindl, die das KZ Ravensbrück überlebte, zurückkehrte und feststellen musste, dass ihre Wohnung total ausgeräumt war – ebenfalls auf Betreiben des Ortsgruppenleiters Hofer, wie aus einem Polizeiprotokoll hervorgeht.
Johann Hofer, der nach der Befreiung Salzburgs im US-Internierungslager Camp Marcus W. Orr (»Glasenbach«) interniert war, wurde im Dezember 1948 nach dem österreichischen Kriegsverbrechergesetz zu zehn Jahren schwerem Kerker verurteilt, jedoch schon Anfang der 1950er Jahre begnadigt, freigelassen und bei der SAFE (Salzburger AG für Elektrizitätswirtschaft) angestellt. Er starb 1979 in Salzburg.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 13.05.2013 in Salzburg, Muhrgasse 11

<p>HIER WOHNTE<br />
JOSEF WARTINGER<br />
JG. 1897<br />
IM WIDERSTAND<br />
VERHAFTET JAN. 1942<br />
ZUCHTHAUS<br />
MÜNCHEN-STADELHEIM<br />
HINGERICHET 30.7.1943</p>
Josef »Sepp« Wartinger
Foto: Archiv der KPÖ Sammelgrab des KZ-Verbandes Salzburg »Sie starben für Österreich 1943« auf dem Kommunalfriedhof Salzburg

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