Josef GRON, geboren am 6. August 1899 in Ried im Innkreis, Oberösterreich, war das einzige Kind des katholischen Ehepaares Theresia und Johann Gron, von Beruf Tischler.
Die seit der Wende zum 20. Jahrhundert in Salzburg lebende Familie war hier nach österreichischem Recht heimatberechtigt.

Josef erlernte den Beruf Kellner, lebte nach der Trennung seiner Eltern bei seiner Mutter in Salzburg und arbeitete seit Anfang der 1920er Jahre in Italien. Er heiratete die Italienerin Christina Mussinatto, die in Turin zwei Kinder bekam: Walter, geboren am 10. Juni 1926, und Margherita, geboren am 11. Oktober 1931.
Die Familie war, obschon in Turin lebend, wie die Eltern Josef GRONs in Salzburg heimatberechtigt. Josefs Mutter Theresia, mittlerweile von ihrem Mann geschieden und als Näherin in Salzburg arbeitend, starb hier 59-jährig im August 1937.

Seit Juli 1936 lebte ihr Sohn Josef, ohne seine Frau und Kinder, wieder in Salzburg. Er arbeitete hier als Kellner und wohnte zuletzt in der rechten Altstadt, Bergstraße 21. Im Polizeimelderegister ist auch das Abmeldedatum vermerkt: 20. Mai 1938 – vermutlich der Tag der Verhaftung Josef GRONs durch die Gestapo. Anzunehmen ist, dass er als Gestapo-Häftling eine Zeit lang im Polizeigefängnis am Rudolfsplatz interniert war.

Gewiss ist, dass der 38-jährige Josef GRON zu den zwölf Häftlingen aus Salzburg zählte, die am 17. Juni 1938 im Sammeltransport nach Dachau deportiert wurden und im Zugangsbuch des Konzentrationslagers als »PSV«-, »AZR«- oder »Schutzhäftlinge« registriert sind.
Fünf der zwölf Deportierten galten als »Schutzhäftlinge«, somit als politisch Verfolgte mit rotem Winkel, darunter Josef GRON mit der Häftlingsnummer 16390. Bemerkenswert ist außerdem, dass die meisten der im Gewaltjahr 1938 in Dachau registrierten Häftlinge aus Salzburg bislang unbekannt blieben, da sie in der 1991 publizierten Dokumentation Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945 nicht aufscheinen.

Jüngste Recherchen ergaben, dass mehr als die Hälfte der KZ-Häftlinge, darunter sieben der zwölf am 17. Juni 1938 in Dachau registrierten, die Terrorjahre nicht überlebten. Mangels Polizei- und Gerichtsakten bleiben jedoch die konkreten Gründe für die Verfolgung der nun bekannt gewordenen Terroropfer des NS-Regimes weiterhin ungeklärt.

Josef GRON, »Schutzhäftling« Nr. 16390, wurde am 27. September 1939 von Dachau in das KZ Flossenbürg verlegt, dort als Nr. 715 registriert und am 2. März 1940 nach Dachau »rückgeführt«. Der 42-jährige Josef GRON, vermutlich schwer erkrankt oder misshandelt, jedenfalls nicht mehr als arbeitstauglich geltend, zählte zu den 100 KZ-Häftlingen, die am 22. Jänner 1942 unter der Tarnbezeichnung »Invalidentransport« oder »Sonderbehandlung 14f13«1 von Dachau nach Hartheim deportiert und noch am selben, spätestens am folgenden Tag vergast wurden.

Im Polizeimelderegister der Stadt Salzburg ist der 17. März 1942 als offizielles, vom KZ Dachau bescheinigtes Todesdatum des Josef GRON vermerkt.

Auf Wunsch seiner in Italien lebenden Nachkommen hat die Historikerin Dr. Giulia La Mattina umfangreiche Nachforschungen über das Schicksal des lange als verschollen gegoltenen Josef GRON angestellt.
Seine Enkelin Silvia begrüßt die Verlegung eines Stolpersteins in Salzburg.

1 »Sonderbehandlung 14f13«: »14« = Inspekteur der Konzentrationslager, »f« = Todesfälle, »13« = Vergasung in Tötungsanstalten der »T-4«-Organisation

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg
  • Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau
  • Opferdatenbank des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (Josef Gron unter »Politisch Verfolgte«)
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 02.07.2014 in Salzburg, Bergstraße 21

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