Die Arbeiterfamilien BERMOSER und SCHALLMOSER, die miteinander verwandt waren und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und Freien Gewerkschaft bis zu ihrem Verbot im Februar 1934 angehörten, wohnten im Arbeiterheim in Itzling.1

Rosa BERMOSER, geborene SCHALLMOSER, geboren am 17. Jänner 1900 in Kirchberg bei Mattighofen, und ihr Ehemann Johann BERMOSER, geboren am 18. August 1903 in Eggelsberg bei Mattighofen, die ein Kind hatten, Elfriede, geboren 1927 in Salzburg, waren unter dem NS-Regime Mitglieder der illegalen Kommunistischen Partei Österreichs. Im Frühjahr 1942 wurden beide von der Gestapo verhaftet.

Die Schicksalsverläufe des Ehepaares BERMOSER sind unterschiedlich. Die Ehefrau, die zur kommunistischen Frauengruppe zählte, wurde nach Auschwitz deportiert und dort 42-jährig am 14. Oktober 1942 ermordet.2 Der Ehemann wurde wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« angeklagt, jedoch nicht verurteilt. Schwer krank wurde er aus der Haft entlassen. Am 20. November 1944 starb er 41-jährig an den Haftfolgen in Salzburg.

Im befreiten Salzburg hatte ihre verwaiste Tochter Elfriede als Hinterbliebene Anspruch auf Opferfürsorge.

Rosa BERMOSERS Bruder Karl SCHALLMOSER, geboren am 8. Oktober 1906 in Kirchberg bei Mattighofen, war Maurerpolier, Familienvater und ebenfalls aktiver Gewerkschafter bis zum Verbot der Sozialdemokratie im Februar 1934. In der Illegalität machte er einen Schwenk nach links. Es heißt, dass er schon während der österreichischen Diktatur in Mattighofen, wo er eine Zeit lang lebte, mit der verbotenen KPÖ sympathisiert habe. Er hatte jedenfalls gute Verbindungen zu Kommunisten in Mattighofen.

Unter dem NS-Regime lebte er mit seiner Familie in Salzburg. Bekannt ist außerdem, dass Karl SCHALLMOSER seit Beginn des Kriegsjahres 1940 Aktivist der kommunistischen Widerstandsgruppe in Salzburg war, seit Sommer 1940 sogar in leitender Funktion: Kassier der »erweiterten Landesleitung« mit ihrem Untergebiet Mattighofen-Braunau am Inn und zugleich Verbindungsmann zu den kommunistischen Ortsgruppen im Innviertel.

Bemerkenswert ist noch, dass sich die illegale KPÖ bereits im »Anschluss«-Jahr 1938 die Befreiung Österreichs zum Ziel setzte, womit sie ihrem Widerstand eine betont österreichisch-patriotische Orientierung gab. Waffengebrauch und Sabotage kamen allerdings nicht in Frage, Verweigerung des Kriegsdienstes ebenso wenig. Zu Beginn des Kriegsjahres 1942 gelang es der Gestapo, die überregionale kommunistische Widerstandsbewegung zu zerschlagen.

Der am 27. Jänner 1942 von der Gestapo verhaftete Karl SCHALLMOSER wurde gemeinsam mit anderen kommunistischen Funktionären am 6. April 1943 in Salzburg vom »Volksgerichtshof« wegen »Zersetzung der deutschen Wehrkraft in Verbindung mit landesverräterischer Begünstigung des Feindes und Vorbereitung zum Hochverrat« zum Tode verurteilt.

In der Begründung der Todesurteile heißt es, dass die führenden Funktionäre der Landesleitung Salzburg »auf den gewaltsamen Sturz der nationalsozialistischen Regierung und die gewaltsame Losreißung der Donau- und Alpengaue [Österreich] vom Reich« hingewirkt haben. Karl SCHALLMOSER, 36-jährig, wurde am 22. Juli 1943 in München-Stadelheim geköpft.3

Seine verwitwete Frau heiratete wieder. Sein Sohn Karl junior, zur Zeit der Hinrichtung seines Vaters ein 13-jähriger Bub, wurde Eisenbahner und starb 1986. Seine Enkelkinder leben in Salzburg.

Auf Initiative des Landesverbandes Salzburg der österreichischen KZler, Häftlinge und politisch Verfolgten wurden die hingerichteten Widerstandskämpfer Heinrich AUER, Karl SCHALLMOSER, Anton SCHUBERT und Rudolf SMOLIK auf dem Forstfriedhof in München-Perlach exhumiert und am 14. Dezember 1952 auf dem Kommunalfriedhof in Salzburg – unter Beteiligung des Pfarrers Franz Dürnberger aus Gnigl – feierlich bestattet.

Dokumentiert ist allerdings, dass die Leichname der hingerichteten Widerstandskämpfer Heinrich AUER, Karl SCHALLMOSER, Anton SCHUBERT und Rudolf SMOLIK der Anatomie Würzburg zu Studienzwecken übergeben wurden, daher nicht auf dem Forstfriedhof in München-Perlach exhumiert werden konnten. (Arolsen Archives)

Der Vorschlag des antifaschistischen Personenkomitees im Jahr 1988, nach Karl SCHALLMOSER in Salzburg einen öffentlichen Verkehrsweg zu benennen, geriet in Vergessenheit.

1 Das ehemalige Arbeiterheim Itzling, ursprünglich Ischlerbahnstraße 27, dann Pfarrweg 1 und schließlich Schopperstraße 18 und 20, wurde nach dem Verbot der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei im Jahr 1934 enteignet, 1950 restituiert und 1964 verkauft (Grundbuch Itzling EZ 311).

2 Sechs Frauen, die in Gnigl, Itzling und Schallmoos gewohnt hatten, wurden 1942 ohne Verfahren nach Auschwitz deportiert, dort ermordet: Rosa BERMOSER, Maria BUMBERGER, Anna FRAUNEDER, Marianne INNERBERGER, Anna PRÄHAUSER und Anna REINDL. Die Kommunistin Josefine Lindorfer aus Hallein wurde ebenfalls vom Polizeigefängnis in Salzburg nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

3 Im Prozess des »Volksgerichtshofes« (6. Senat unter dem Vorsitz des »Volksgerichtsrates« Walter Hartmann), der am 6. April 1943 im Schwurgerichtssaal des Landesgerichtes Salzburg stattfand, wurden vier Kommunisten zum Tode verurteilt: Heinrich AUER, Anton REINDL, Karl SCHALLMOSER und Anton SCHUBERT, alle in München-Stadelheim enthauptet.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg: Opferfürsorgeakten (OF S-588)
  • Volksgerichtshof (7 J 555/42)
  • Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945, Band 1, Wien 1991, S. 347f, 359f, 613
  • Salzburger Tagblatt 20. 7. 1946, S. 3: Nachruf 3. Todestag von Karl Schallmoser
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 22.03.2012 in Salzburg, Schopperstraße 20

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