Katharina (Käthe) FLEISCHER, geboren am 13. Dezember 1878 in Salzburg, war das zweite von vier Kindern des jüdischen Ehepaares Henriette (Netty), geborene Kohn, und Alexander Lederer aus der jüdischen Gemeinde Lackenbach, einer der »Sieben Gemeinden« im österreichisch-ungarischen Grenzsaum.

Das Ehepaar Lederer zählte zu den Juden, die sich dank der Initiative Albert Pollaks, des Gründers der jüdischen Gemeinde in Salzburg, hier ansiedelten.
Die Familie Lederer wohnte zunächst in der Altstadt von Salzburg, schließlich in der Neustadt, im Haus Faberstraße 27.

Drei ihrer Kinder wurden in Salzburg geboren. Schneidermeister Alexander Lederer starb im Jahr 1911, seine Frau Netty im Jahr 1922. Das Grab des Ehepaares befindet sich in der israelitischen Abteilung des Wiener Zentralfriedhofs.

Ihre Söhne Heinrich und Max lebten weiterhin in Salzburg. Der ältere war Inhaber einer Handelsagentur und der jüngere Chemiker, Ingenieur. Im Jahr 1910 heiratete ihre damals 29-jährige Schwester Käthe in Neudörfl an der Leitha den ungarischen Juden Gustav Rakos, der ursprünglich Rosenzweig hieß.
Das Paar hatte einen Sohn, Alexander Rakos, geboren am 27. September 1912 und registriert in der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.

Käthes Ehemann starb 36-jährig im Jahr 1915, bestattet auf dem jüdischen Friedhof in Wiener Neustadt. 1920 heiratete Käthe den 65-jährigen Witwer Isidor Fleischer, der 1926 in Wien starb.
Ihre zweite Ehe blieb kinderlos. Ihr Sohn Alexander Rakos war Zahntechniker in Wien. In den 1930er Jahren lebte die Witwe Käthe FLEISCHER vornehmlich bei ihrem älteren Bruder Heinrich Lederer in Salzburg, Faberstraße 27, dritte Etage.

Recherchen ergaben, dass Käthes jüngerer Bruder Max Lederer mit seiner Frau im März 1938 nach England flüchten konnte und ihr älterer Bruder Heinrich Lederer mit seiner Frau, beide nach österreichischem Recht in Salzburg heimatberechtigt, im November 1938 aus Salzburg vertrieben wurde.

Das Ehepaar Lederer, dem sich offensichtlich keine Möglichkeit bot, das nationalsozialistische Land zu verlassen, wurde im September 1942 in eine der »Sammelwohnungen« in Wien-Leopoldstadt eingewiesen – zumeist die letzten Adressen von Jüdinnen und Juden vor ihrer Deportation.
Heinrich und Rosa Lederer zählten allerdings zu den wenigen, die es schafften, sich der Deportation zu entziehen. Beide überstanden die Terrorjahre in Wien.

Käthe FLEISCHER und ihr Sohn Alexander, zuletzt in einer »Sammelwohnung« in Wien-Leopoldstadt, Hafnergasse 5, einquartiert, fanden keine Überlebenschancen.

Die 63-jährige Mutter und ihr 29-jähriger Sohn hatten die Nummern 802 und 803 des Transportes 26 mit insgesamt 1.006 Opfern, die am 9. Juni 1942 von Wien in das besetzte Weißrussland deportiert und am 15. Juni 1942 in Maly Trostinec bei Minsk ermordet wurden.

Bekannt ist noch, dass Käthes jüngerer Bruder Max im Jahr 1959 in London und ihr älterer Bruder Heinrich im Jahr 1961 in Wien starben. Heinrich wurde im Grab seiner Eltern Alexander und Netty Lederer beigesetzt.

Quellen

  • Israelitische Kultusgemeinde Wien
  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg und Wien
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 14.07.2015 in Salzburg, Faberstraße 27

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