Hermann MOLTINGER, geboren am 23. Februar 1915 in Hallein und katholisch getauft, war das jüngste Kind des Ehepaares Anna und Johann Moltinger, eines Zellulosefabrikarbeiters in Hallein.
Die Familie lebte seit Anfang der 1930er Jahre in Maxglan, seit 1935 ein Stadtteil von Salzburg. Ihr Sohn Hermann erlernte den Beruf Bäcker und war seit August 1934 Untermieter im Haus Wehrgasse 3. Diese Adresse hatte auch seine Schwester Therese bis zu ihrer Heirat.
Derweilen ließen sich ihre Eltern scheiden. Ihre geschiedene Mutter blieb aber in Salzburg-Maxglan und heiratete wieder.
Über die politische Gesinnung des jungen Hermann MOLTINGER unter der österreichischen Diktatur von 1933 bis 1938 ist nichts bekannt. Wir wissen allerdings, dass die vom Austrofaschismus verfolgten Aktivisten der verbotenen Revolutionären Sozialisten (RSÖ) und Kommunistischen Partei (KPÖ) in Österreich keine Zukunft mehr für sich sahen und ihre Gesinnung anderswo zu beweisen versuchten: im spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Internationalen Brigaden und der Republik Spanien von 1936 bis 1939.
Verbürgt ist immerhin, dass der 22-jährige Hermann MOLTINGER bei seinem zweiten Versuch im Jänner 1938 die österreichische Grenze passieren und nach Spanien gelangen konnte. Neuankömmlinge, zumeist jüngere Jahrgänge, denen es an Kriegserfahrung mangelte, mussten aber zuerst im Hauptquartier der Internationalen Brigaden eine militärische Ausbildung machen.
Fraglich ist daher, ob Hermann MOLTINGER noch bei den letzten Kämpfen der Internationalen Brigaden zum Einsatz kam, ehe diese im Herbst 1938 aufgelöst wurden und in Barcelona paradieren durften. Im Frühjahr 1939 siegte der Franco-Faschismus mithilfe deutscher und italienischer Bomben über die spanische Republik. Die nach Frankreich evakuierten Interbrigadisten waren zunächst in französischen Lagern interniert.
Die deutschen Besatzer Frankreichs ließen bekanntlich die österreichischen Spanienkämpfer in das KZ Dachau deportieren, dort registriert als »Rotspanier«. Nach der Befreiung berichtete der Dachau-Überlebende Fritz Pillwein aus Wien, dass Hermann MOLTINGER als Angehöriger der französischen Fremdenlegion – 13e demi-brigade de Légion étrangère – im Kriegsjahr 1940 gegen die deutschen Invasoren Norwegens gekämpft habe, in Narvik gefangen genommen und über Mauthausen nach Dachau deportiert worden sei.
Er soll laut Fritz Pillwein im KZ Dachau ums Leben gekommen sein.
Recherchen ergaben allerdings, dass MOLTINGER weder in Mauthausen noch in Dachau als Häftling registriert war (möglicherweise war er als Fremdenlegionär unter seinem uns unbekannten Deck- oder Aliasnamen registriert).
Befremdlich ist überdies, dass sein Tod in den Kriegsjahren, woran kein Zweifel besteht, weder im Taufbuch der Pfarre Hallein noch im Polizeimelderegister der Stadt Salzburg vermerkt ist. Das heißt, dass er nicht einmal durch Gerichtsbeschluss für tot erklärt wurde.
Bemerkenswert ist außerdem, dass Hermann MOLTINGERS Mutter vermutlich wegen ihres auf Seiten der Kriegsgegner Deutschlands kämpfenden Sohnes unter dem NS-Regime zum politisch verdächtigen Personenkreis zählte. Frau Anna Prossinger überstand aber die Terrorjahre und starb 83-jährig 1976 unweit der letzten Wohnadresse ihres vermissten Sohnes Hermann, der keine 30 Jahre alt werden konnte.
Hermann MOLTINGER verlor bereits 27-jährig sein Leben, wie sich nach weiteren Recherchen im Jahr 2019 herausstellte. Er zählte zu jenen Fremdenlegionären, die 1940 vom französischen Vichy-Regime an das siegreiche Deutsche Reich ausgeliefert werden mussten und im Juli 1941 im SS-Sonderlager Hinzert bei Trier im Hunsrück (Rheinland-Pfalz) interniert wurden.
Bekannt ist überdies, dass Hermann MOLTINGER als ehemaliger Fremdenlegionär von der Deutschen Wehrmacht zwangsrekrutiert wurde und am 1. Jänner 1943 an der »Ostfront« im nördlichen Kaukasus zu Tode kam.
Quellen
- Stadt- und Landesarchiv Salzburg
- Archive des Gedenkstätten Dachau und Mauthausen
- Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer 1936-1939, Herausgeber Hans Landauer in Zusammenarbeit mit Erich Hackl, Wien 2008, S. 165
- Arolsen Archives
Stolperstein
verlegt am 25.09.2018 in Salzburg, Wehrgasse 3