Ernestine Theodora MUIK, geborene Holzer, geboren am 11. Dezember 1903 in St. Johann im Pongau, Land Salzburg, war das jüngste von drei Kindern des jüdischen Ehepaares Auguste und Rudolf Holzer, Buchdruckereibesitzer in St. Johann im Pongau1 und Hausbesitzer in Salzburg-Maxglan, Wiesbauerstraße 13.
Die Eltern, die erst Anfang der 1920er Jahre in der Pfarre St. Johann im Pongau zum katholischen Glauben konvertierten, hatten ihre drei in St. Johann geborenen Töchter Olga Margarete, Auguste Johanna und Ernestine Theodora gleich nach ihrer Geburt taufen lassen.
Die Eltern, die 1925 ihr Haus und ihre Buchdruckerei in St. Johann verkauften, lebten hernach in ihrem Haus in Maxglan, Wiesbauerstraße 13. Hier starb Rudolf Holzer 61-jährig im Jahr 1932.
Seither lebte die Witwe bei ihrer verheirateten Tochter Auguste Johanna und ihrem Schwiegersohn Vinzenz Auer in St. Johann im Pongau. Sie wohnte dort noch unter dem NS-Regime, war aber mittlerweile schwer erkrankt.
Die 71-jährige gelähmte Auguste Holzer, geborene Adler, wurde in St. Johann von der Gestapo abgeholt, nach Wien abgeschoben, am 24. Juni 1943 im Transport 46i nach Theresienstadt deportiert und dort am 24. September 1943 ermordet.
Ihre älteste Tochter Olga Margarete, verehelichte Liebermann, starb bereits im November 1936, demnach vor der NS-Herrschaft in Österreich. Ihre zweitälteste Tochter Auguste Auer, deren Ehe intakt blieb, überstand die Terrorjahre in St. Johann im Pongau und starb im Jahr 1968.
Anders verlief jedoch das Schicksal ihrer jüngsten Tochter Ernestine Theodora, die seit 1924 mit einem Eisenbahner in Saalfelden, Bezirk Zell am See, verheiratet war.
Unter dem NS-Regime wollte der Ehemann seine Beamtenstelle nicht verlieren, weshalb er sich von seiner Frau, die nach den Nürnberger Rassengesetzen als »Volljüdin« galt, trennte und schließlich scheiden ließ.
Ernestine MUIK wohnte vorübergehend bei ihrer Schwester in St. Johann und hernach in Salzburg, Plainstraße 14, im Haus des Hoteliers Alois Fröhlich, Hotel Stadt Meran, wie aus der Meldekartei der Stadt Salzburg hervorgeht2.
Am 5. Juli 1941 wurde die 37-jährige Frau, zu diesem Zeitpunkt noch verheiratet, von der Gestapo nach Wien abgeschoben: dort gemeldet im 2. Bezirk, Nickelgasse Nr. 4/1/6, mit dem Vermerk »J« (Jüdin). Im August 1942 wurde ihre Ehe in Zell am See geschieden.
Die 39-jährige Katholikin Ernestine Theodora MUIK wurde am 8. Jänner 1943 im Transport 46b nach Theresienstadt und von dort schon am 23. Jänner 1943 im Transport Cr nach Auschwitz deportiert, vermutlich gleich beim Zugang ermordet (Todesdatum unbekannt).
1 In St. Johann im Pongau, Land Salzburg, lebte noch eine jüdische Familie, die aber der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg angehörte. Das Ehepaar Karl und Charlotte Schneider, das bis 1938 im Judenreithaus wohnte, wurde am 28. Juni 1942 in Chelmno (Kulmhof) ermordet.
Ihre am 25. April 1908 in St. Johann geborene Tochter Else, die im Jahr 1933 in der Salzburger Synagoge heiratete, ihr Ehemann Felix Preis und ihre Kinder Eva und Peter wurden 1944 in Auschwitz ermordet.
Von der Familie Schneider überlebte allein der am 5. Februar 1905 in St. Johann geborene Sohn Friedrich, der Medizin studierte, hernach Arzt in Mühlbach am Hochkönig und St. Johann war und 1939 nach England flüchtete. Dr. Friedrich Schneider starb im Jahr 1983 in Bromsgrove, Worcestershire.
2 Am Ort des 1991 demolierten Hotels Stadt Meran befindet sich nun die Zentrale der Volksbank Salzburg.
Quellen
- Archiv der Erzdiözese Salzburg
- Israelitische Kultusgemeinde Salzburg und Wien
- Stadt- und Landesarchiv Salzburg und Wien
Recherche: Annemarie Zierlinger & ihre Schüler*innen des Gymnasiums
Stolperstein
verlegt am 22.03.2012 in Salzburg, Plainstraße 14