Klara OBERWEGER, geboren am 7. Februar 1907 in Salzburg, war das zweite von fünf Kindern des katholischen Ehepaares Klara und August Oberweger, der städtischer Arbeiter war.
Die nach österreichischem Recht in Salzburg heimatberechtigte Familie wohnte im Stadtteil Lehen, in einem Gemeindebau, Christian-Doppler-Straße 8, zweiter Stock.

Klaras Mutter starb 1930, ihr Vater 1934. Klaras Brüder verunglückten tödlich, eine Schwester verließ als 20-jährige ihre Heimatstadt, sodass unter dem NS-Regime nur mehr die beiden Schwestern Klara und Karoline in Salzburg lebten.

Klara konnte keinen Beruf erlernen, sie befand sich mehrmals in Heimen und Krankenhäusern und wurde schließlich durch das Bezirksgericht entmündigt.
Ihre jüngere Schwester Karoline wurde zur Kuratorin (Sachwalterin) bestellt.

Klara OBERWEGER war seit Mai 1939 Patientin der Landesheilanstalt Salzburg und zählte zu den 68 Pfleglingen, die am 16. April 1941 nach Hartheim deportiert und dort ermordet wurden.

Der Tod der 34-jährigen Frau ist wie bei allen Opfern der nationalsozialistischen Geheimaktion »T4«1 in der Polizeimeldekartei der Stadt Salzburg nicht vermerkt.

Ihre Schwester Karoline, mittlerweile verheiratet, überstand die Terrorjahre. Sie gab im September 1946 zu Protokoll:

Meine Schwester [Klara] besuchte mich zu den Osterfeiertagen im Jahr 1941, und nachdem sie mir versprochen hatte, mich im Laufe der Woche nochmals aufzusuchen und sie bei mir nicht erschienen war, begab ich mich zu Dr. Leo Wolfer [Leiter der Landesheilanstalt, gest. 1942] und befragte ihn um den Verbleib meiner Schwester.
Von diesem erfuhr ich, dass sie in einem um diese Zeit stattgefundenen Abtransport von Pfleglingen unbekannt wohin verlegt worden sei.
Nachdem ich als Kurator über meine Schwester bestellt war und ihre Abschiebung aus der Anstalt ohne meine Kenntnis bzw. mein Einverständnis durchgeführt worden ist, geriet ich mit Dr. Wolfer in einen argen Wortstreit. Hierauf drohte mir Dr. Wolfer mit der Verhaftung durch die Gestapo.
Nach ca. 8 Tagen erhielt ich ein von Bernburg [in Sachsen-Anhalt] datiertes Schreiben, worin mir mitgeteilt wurde, dass meine Schwester Klara Oberweger infolge einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung unerwartet schnell verstorben ist.
In diesem Schreiben wurde ich auch befragt, was mit ihren Effekten geschehen solle und ob ich auf die Übersendung der Urne reflektiere. Auf die Zusendung der Urne habe ich aus verständlichen Gründen verzichtet.
Die Effekten von meiner Schwester habe ich mir übersenden lassen und habe bei Eintreffen derselben feststellen können, dass sie von Linz nach Bernburg und von dort an mich abgesandt wurden.
Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945, Band 2, S. 586

1 »T4«: benannt nach der »Euthanasie«-Zentrale in Berlin, Tiergartenstraße 4.
Hauptverantwortliche für die Krankenmorde in Salzburg: Dr. Friedrich Rainer als Reichsstatthalter, Dr. Oskar Hausner als Leiter des Gaufürsorgeamtes, Dr. Leo Wolfer als Leiter der Landesheilanstalt und Dr. Heinrich Wolfer als Leiter der erbbiologischen Abteilung der Landesheilanstalt (heute Christian-Doppler-Klinik).

Quellen

  • Stadtarchiv Salzburg
  • Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 14.11.2016 in Salzburg, Christian-Doppler-Straße 8

<p>HIER WOHNTE<br />
KLARA OBERWEGER<br />
JG. 1907<br />
DEPORTIERT 16.4.1941<br />
SCHLOSS HARTHEIM<br />
ERMORDET 1941</p>
Foto: Gert Kerschbaumer

Alle Stolpersteine: Christian-Doppler-Straße 8