Rudolf GEHRINGER, geboren am 14. November 1908 in Linz, Oberösterreich, war ein Sohn des Ehepaares Pauline, geborene Kolp, und Johann Gehringer, Friseur von Beruf.

Über das Leben ihres Sohnes, das unter der nationalsozialistischen Diktatur in Salzburg endete, wissen wir wenig: Rudolf GEHRINGER war kaufmännischer Angestellter und seit Mai 1938 mit Hilde Schauer verheiratet. Das Ehepaar lebte in Wiener Neustadt.

Das Eheglück war von kurzer Dauer, da beide im Kriegsjahr 1942 in die Fänge der Gestapo und Kriegsjustiz gerieten, wie aus einem Verhaftungsprotokoll vom 11. November 1942 aus Graz hervorgeht:


Jg. [Gebirgsjäger] Gehringer Rudolf ist seit 2. 8. 42 fahnenflüchtig. Mit gefälschten Ausweispapieren hat sich Gehringer in verschiedenen Städten als Vertreter u. Verkäufer von Thermometern betätigt. Seine Uniform hat er weggeworfen. Seine Ehefrau, in deren Begleitung er bei der Verhaftung war, wurde einstweilen wegen Verdachtes der Spionage bis zur weiteren Entscheidung von der Staatspolizei festgehalten.

Der als »fahnenflüchtig« geltende Rudolf GEHRINGER war Soldat der deutschen Wehrmacht in einer Gebirgsjägertruppe, die dem Wehrkreis XVIII mit seinem Hauptquartier in Salzburg unterstellt war.

Unbekannt ist, aus welchen Gründen Rudolf GEHRINGER den Kriegsdienst verweigerte. Ein bisher unbeachtetes Dokument der Kriegsjustiz gibt lediglich Aufschluss über seinen gewaltsamen Tod in Salzburg.

Die von einem Kriegsgericht der Division 188 gegen den 34-jährigen Rudolf GEHRINGER verhängte Todesstrafe wurde am 31. März 1943 um 6 Uhr 35 auf dem Militärschießplatz in Glanegg bei Salzburg exekutiert – in der Militärsprache: »Vollzug des Todesurteils«.

Die Kriegsgerichte konnten zum Schutz ihrer Blutrichter einen Großteil ihrer Akten gegen Kriegsende vernichten, weshalb Rudolf GEHRINGER eines unter vielen Opfern der Kriegsjustiz ist, die in der 1991 publizierten Dokumentation Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945 nicht aufscheinen.

Schließlich ist festzuhalten, dass seine in Wiener Neustadt lebende Witwe die Terrorjahre überstehen konnte, aber als Hinterbliebene eines Deserteurs der deutschen Wehrmacht im befreiten Österreich keinen Anspruch auf Opferfürsorge hatte.

Quellen

  • Archiv der Diözese Linz und der Erzdiözese Wien/Niederösterreich: Matrikenbücher
  • Österreichisches Staatsarchiv und Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Bericht der Wehrmachtshaftanstalt Graz vom 11. 11. 1942
  • Kriegsgericht der Division 188: Meldung an die Wehrmachtsauskunftsstelle
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 27.09.2022 in Salzburg, Kajetanerplatz 2

<p>RUDOLF GEHRINGER<br />
JG. 1908<br />
KRIEGSDIENST VERWEIGERT<br />
ERSCHOSSEN 31.3.1943<br />
GLANEGG BEI SALZBURG</p>
Gedenktafel am Salzburger Landesgericht
Foto: Gert Kerschbaumer

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