Irene DZIUB, geborene Szalkowska, am 18. Jänner 1918 in Wędrogów bei Kowiesy südwestlich der polnischen Hauptstadt Warschau geboren, katholisch getauft und verheiratet, lebte mit ihrer Familie in Warschau, ehe sie unter der deutschen Besatzung Polens aus dem »Generalgouvernement« in das Deutsche Reich verschleppt und in der »Gauhauptstadt« Salzburg von der Meldepolizei erfasst wurde: seit 21. Februar 1944 Küchenhilfe bei der Familie Wintersteiger im Haus Kaigasse 7.
Am 5. Oktober 1944 war die 26-jährige und mittlerweile verwitwete Irene DZIUB tot: »Vergiftung mit Salzsäure«, »Suizid« laut Darstellung der Kriminalpolizei, ihres Beamten SS-Untersturmführer Mayrhofer – der Vorschrift entsprechend ohne Hinweis auf ein Selbstmordmotiv, ohne jeglichen Verdacht auf Fremdeinwirkung.
Die Identität des im Verlauf des Kriegsjahres 1944 in Warschau verstorbenen Mannes der Irene DZIUB konnte bislang nicht geklärt werden. Tatsache ist allerdings, dass der 63 Tage dauernde Warschauer Aufstand der polnischen Armia Krajowa gegen die deutschen Besatzer am 3. Oktober 1944 auf Befehl des Reichsführers SS Heinrich Himmler mit einem Massaker an polnischen Zivilisten endete.
In diesen Tagen starb Irene DZIUB als »Selbstmörderin« in Salzburg – ihre Nächsten in Warschau, Zlota 75: ein Kind, eine Mutter und andere Unbekannte. Ungewiss ist, ob ihre Hinterbliebenen den Terror überstehen konnten. Wir wissen das nicht, weil Ausländer im befreiten Österreich keinen Anspruch auf Entschädigung oder auf Opferfürsorge und Rente hatten.
Vergeblich ist außerdem die Suche nach einem Grab der jungen Polin in Salzburg, weil ausländische Arbeitskräfte wie alle Terroropfer auf dem Salzburger Kommunalfriedhof in der »Gruft der Vergessenen« anonym verscharrt wurden – ehr- und namenlos gemachte Opfer.
Die Salzburger Familie Wintersteiger, bei der Irene DZIUB im Kriegsjahr 1944 arbeiten musste, hat allerdings ihr Grab auf dem Kommunalfriedhof, desgleichen ihr in Wikipedia aufscheinender Sohn Anton Wintersteiger, der SS-Oberführer, Mitglied des deutschen Reichstages und Stellvertreter des Gauleiters von Salzburg war, überdies Träger des Goldenen Parteiabzeichens und des Blutordens der NSDAP – und seit 1966 Träger des Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich.
Quellen
- Stadtarchiv Salzburg
Stolperstein
verlegt am 26.09.2018 in Salzburg, Kaigasse 7