Theodor KURTZ, geboren am 28. Oktober 1872 in Linz, war das siebente und jüngste Kind des jüdischen Ehepaares Leopold und Elisabeth KURTZ, das in Linz ein Kaufhaus mit mehreren Filialen gegründet hatte.1

Ihre älteren Söhne Isidor, Josef und Heinrich erwarben 1896 in Salzburg das »Büchsenmacherhaus«, Linzer Gasse 28, das 1902 ins Eigentum des jüngeren Bruders Theodor überging.2
Theodor KURTZ, Schneidermeister, der Konzessionen für das Schneidergewerbe und den Handel mit Wäsche, Kleidern, Damen- und Herrenmoden besaß, nannte sein Kaufhaus Zum Touristen.3

Er konvertierte 1906 zum altkatholischen Glauben, war zweimal verheiratet (seine Ehefrauen waren keine Jüdinnen) und hatte zwei Söhne aus erster Ehe, einen Sohn aus zweiter Ehe. Die Familie KURTZ war nach altösterreichischem Recht in der Stadt Salzburg heimatberechtigt.4

Theodor KURTZ, der herzkrank war, verließ Salzburg bereits vor dem Pogrom im November 1938, um Verfolgungen zu entgehen.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden sein Kaufhaus und seine Wohnung von SA-Leuten verwüstet und geplündert (Schaden 72.000 Reichsmark).5 Seine Ehefrau Maria berichtete rückblickend:6

Mein Sohn, welcher zu dieser Zeit zuhause war, wurde von der Gestapo verhaftet. Ich selbst war geschäftlich in Wien, wurde von Bekannten sofort verständigt, dass alles in Trümmer geschlagen wurde. Meinen Mann brachte ich noch vor diesem Anschlag nach Wien. Er war hier in Salzburg sehr bekannt. Ich wollte ihn vor all diesen Aufregungen schützen.
Der Boykott ging so weit, dass man sogar SS [vermutlich SA] als Schildwachen vor der ganzen Front des Hauses aufstellte, damit ja niemand das Geschäft betreten konnte. Trotzdem, dass ich meinen Gatten nach Wien brachte, nutzte dies nichts, er wurde kurze Zeit darauf verhaftet und in das Landesgericht in Wien eingeliefert. Durch die großen Entbehrungen und Misshandlungen wurde er schwer krank.
Er litt zeitlebens an Angina pectoris, Aortaentzündung und Herzerweiterung. Vom Landesgericht wurde er in die Strafanstalt Stein überführt. Dort starb er am 24. 10. [8.] 1943 an Blutzersetzung und Unterernährung mit 26 kg. Sein Körpergewicht betrug vor der Verhaftung 72 kg.
Mein täglicher Leidensweg war die Gestapo, wo man mir erklärte: ‚Nehmen Sie einen Besen und schauen Sie, dass Sie weiterkommen.’ […]

Theodor KURTZ, der zuletzt in Wien-Leopoldstadt, Große Mohrengasse 16/15, wohnte, wurde am 22. November 1942 verhaftet und am 10. Februar 1943 vom Landesgericht Wien wegen »Vergehens gegen die Kriegswirtschaftsverordnung« zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt.
Er kam am 24. August 1943 im Zuchthaus Stein an der Donau zu Tode.7 Sein Bruder Heinrich, geboren 21. März 1870 in Linz, wurde am 28. Juni 1942 nach Theresienstadt und am 23. September 1942 nach Treblinka deportiert, dort ermordet.

Das Kaufhaus Zum Touristen wurde »arisiert«, ebenso das Schuhhaus Zum Hans Sachs, das sich im Haus Linzer Gasse 28 befand und Berthold Laufer, einem Vorstandsmitglied der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg, gehörte.
Die Familie Laufer konnte nach England und Argentinien flüchten. Das Haus Linzer Gasse 28, das seit 1933 im Eigentum der Ehefrau des Theodor KURTZ war, wurde jedoch nicht enteignet.

Die Witwe starb 1973 in Salzburg, ihr Sohn Richard, der 1946 nach Salzburg zurückkehrte, starb hier 1992.

1 Leopold Kurtz, gest. 1903 in Linz, und Elisabeth, geborene Katz, gest. 1905 in Linz, in Linz geborene Kinder: Johanna, Isidor, Juliana, Josef, Karoline, Heinrich und Theodor (IKG Linz, Recherche Verena Wagner, Linz)

2 Grundbuch Salzburg, Innere Stadt, EZ 491

3 Gewerbekonzessionen im Stadtarchiv Salzburg

4 Heimatschein im Stadtarchiv Salzburg

5 Schaden laut Berechnungen im Jahr 1945 (Bund rassisch Verfolgter Salzburg)

6 Bericht der Witwe Maria Kurtz im Jahr 1945 (Bund rassisch Verfolgter Salzburg)

7 Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes

Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 07.07.2011 in Salzburg, Linzer Gasse 28

<p>HIER WOHNTE<br />
THEODOR KURTZ<br />
JG. 1872<br />
VERHAFTET 22.11.1942<br />
ZUCHTHAUS<br />
STEIN AN DER DONAU<br />
TOT 24.8.1943<br />
IM ZUCHTHAUS</p>
Demoliertes Geschäft »Zum Touristen« in der Linzer Gasse 28.
Foto: Stadtarchiv Salzburg/Fotoarchiv Franz Krieger Schaulustige vor dem zerstörten Geschäft »Zum Touristen« in der Linzer Gasse 28.
Foto: Stadtarchiv Salzburg/Fotoarchiv Franz Krieger)

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