Johann WAGNER, geboren am 14. Mai 1892 in Kirchschlag bei Krumau in Böhmen, Österreich-Ungarn, war Bäcker, verheiratet und hatte zwei Kinder.
Die Familie war nach österreichischem Recht in Salzburg heimatberechtigt und wohnte im Stadtteil Elisabethvorstadt, in einem Gemeindebau der Stadt Salzburg.

Johann WAGNER arbeitete in den sozialdemokratischen Lebensmittelwerken Union, Elisabethvorstadt, Fanny von Lehnertstraße 4, war Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und ihres Republikanischen Schutzbundes, überdies Bezirksleiter des Schutzbundes.

Im Februar 1934, nach Ausbruch der Kämpfe in Linz, gab in Salzburg der Leiter der Staatspolizei Viktor Ingomar aus Präventivgründen, wie es hieß, den Befehl zur Verhaftung sozialdemokratischer Funktionäre und zur Waffensuche in Parteiheimen und Wohnungen.

In der Wohnung des verhafteten Schutzbundführers Johann WAGNER konnte die Polizei weder Alarmpläne noch Waffen finden. Er und seine Genossen, darunter die sozialdemokratischen Politiker Simon Abram, Karl EMMINGER, Heinz Kraupner, Georg LEITNER, Franz Peyerl, Robert Preußler und Josef WITTERNIGG, wurden nach dreimonatiger Haft aus dem Polizeigefängnis entlassen, weder angeklagt noch gerichtlich verurteilt, sondern fortan observiert.1

Unter dem NS-Regime zählte Johann WAGNER als Einziger der im Februar 1934 in Salzburg verfolgten Genossen zu der vom Eisenbahner Engelbert WEISS geleiteten Widerstandsgruppe der Revolutionären Sozialisten Österreichs (RSÖ), die Anfang des Kriegsjahres 1942 zerschlagen wurde.

Die verhafteten RSÖ-Mitglieder, rund 85 aus Stadt und Land Salzburg, denen weder Waffengebrauch noch Sabotage nachgewiesen werden konnte, wurden ausnahmslos wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« angeklagt, davon drei zum Tode verurteilt und hingerichtet: die Eisenbahner Engelbert WEISS, August GRUBER und Anton GRAF.
Darüber hinaus kamen neun RSÖ-Genossen in Konzentrationslagern oder Gefängnissen zu Tode.

Johann WAGNER wurde am 21. März 1943 auf seinem Arbeitsplatz in den Lebensmittelwerken verhaftet, am 8. Oktober 1943 am Landesgericht Salzburg durch den 7. Senat des Oberlandesgerichtes Wien zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt und im Zuchthaus Bruchsal bei Karlsruhe inhaftiert, wo er 51-jährig am 6. Juni 1944 zu Tode kam.

Seine verwitwete Frau, die als Hinterbliebene im befreiten Österreich Anspruch auf Opferfürsorge hatte, starb 1968 in Salzburg.
Ihre beiden Töchter verließen Salzburg.

1 Josef Franz Witternigg, Gemeinderat, starb 1937 an den Haftfolgen.
Simon Abram, Nationalrat, beging 1940 Suizid.
Robert Preußler, Landeshauptmann-Stellvertreter, starb 1942.
Karl Emminger, Landesleiter des Republikanischen Schutzbundes und Landesrat, starb 1944 an den Haftfolgen.
Heinz Kraupner, Georg Leitner und Franz Peyerl überlebten die Terrorjahre.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 13.05.2013 in Salzburg, Plainstraße 5

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